Kritik zu The Critic

Nachdem die Zeitung den Besitzer gewechselt hat, muss ein Kritiker im London der 30er Jahre um seinen Job fürchten und plant eine Intrige

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Filme, in denen Kritiker*innen eine zentrale Rolle spielen, sind eher selten; vermutlich fällt den meisten als einzige Kino-Repräsentation dieses Berufszweiges der zynisch-fiese Restaurantkritiker aus Pixars »Ratatouille« ein. Doch in der britischen Romanverfilmung »The Critic« gibt der Protagonist der Adaption mit seiner Jobbezeichnung sogar ihren Titel.

Jimmy Erskine (Ian McKellen) ist im London des Jahres 1934 als Theaterkritiker der Boulevardzeitung »The Daily Chronicle« so bewundert wie gefürchtet. Seine Begeisterung findet in stilvollen Elogen Ausdruck, doch wenn er etwas oder jemanden nicht leiden kann, fallen seine Worte so harsch aus, dass sie mindestens Egos, wenn nicht Karrieren zerstören können. Wie die nicht mehr ganz junge, aber weiter auf den großen Durchbruch wartende Westend-Schauspielerin Nina Land (Gemma Arterton) immer wieder zu spüren bekommt. 

Doch die glorreichen Zeiten des überall hofierten Journalisten drohen zu Ende zu gehen, als der Besitzer der Zeitung stirbt. Sein Sohn, Viscount David Brooke (Mark Strong), wünscht sich nicht nur weniger Trunkenheit am hellichten Tag, sondern vor allem einen netteren Tonfall im Blatt. Der Opern-Kollege verliert prompt seinen Posten, und auch Erskines Tage scheinen gezählt. Vor allem, als die Polizei ihn, der meist gegen Geld Sex mit Männern im Park hat, und seinen jungen Sekretär und Mitbewohner (Alfred Enoch) wegen unsittlichen Benehmens verhaftet. Doch als der Kritiker pünktlich zur Premiere von Lands neuem Stück mitbekommt, dass sein neuer Boss eine riesige Schwäche für die Schauspielerin hat, schmiedet er einen recht skrupellosen Plan, um seinen Job und damit seinen Lebensinhalt doch nicht zu verlieren.

Die Hoffnung, man würde in diesem lose auf Anthony Quinns Buch »Curtain Call« basierenden Film ein paar fundierte Einblicke in die Arbeit eines Theaterrezensenten bekommen, verflüchtigt sich in »The Critic« recht schnell. Was Erskine so sehr an seinem Beruf – oder zumindest am Theater – liebt, spielt hier nur am Rande eine Rolle, schließlich will vor allem ein Kriminalfall in historischem Setting erzählt werden, der unter anderem Ehebruch, Erpressung und schließlich einen Todesfall umfasst.

Man muss nicht hellsehen können, um relativ früh zu ahnen, wie die einzelnen Plot-Elemente zusammenhängen, doch das ist für den Film fast zweitrangig. Wo­rum es Regisseur Anand Tucker geht, wird lange vor dem vollkommen verstolperten dritten Akt klar. Zwischen eleganten Kostümen und passender Ausstattung sowie inmitten einer etwas unausgegorenen Mischung aus Tragödie, Historiendrama, Komödie und Moralstück ergötzt er sich vor allem an seinem verschwenderisch guten Ensemble, zu dem auch Lesley Manville als Lands Mutter, Ben Barnes als Porträtmaler und Romola Garai als dessen Ehefrau gehören. Und über allem thront Ian McKellen, der mit der Freude, mit der er sich auf die verbittert-scharfzüngige Titelrolle stürzt, zumindest über ein paar der Schwächen hinwegtäuschen kann.

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