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15.11.2024
Chiara Fleischhacker, 31, geboren in Kassel, ist Regisseurin und Drehbuchautorin, studiert seit 2015 an der Filmakademie Baden-
Württemberg in Ludwigsburg. Während des Studiums drehte sie dokumentarische Kurzfilme, die mehrfach ausgezeichnet wurden.
Ihr erster Langfilm »Vena« über eine drogenabhängige Mutter bekam den First Steps Award. Sie lebt mit ihrer Tochter in Erfurt.
Molière auf dem Fahrrad
Ein abgedrehter Titel für einen abgedrehten Film und eine überschaubare Zielgruppe. Der große Molière hat von Haus aus mit dem Fahrrad so viel zu tun wie Taube mit Schwerhörigkeit.
Zwei Freunde Serge (Fabrice Luchini, auch Drehbuch) und Gautier (Lambert Wilson) kennen sich von früher, haben sich aus den Augen verloren, treffen sich auf der Ile de Ré und versuchen durch Leseproben Molières Menschfeind bühnenreif zu machen. Gautier muss Serge immer wieder überreden. Die Proben sind der rote Faden des Films, ebenso wie die häufigen Fahrradtouren. (Originaltitel!) Dabei fließen die Dialoge von der latenten Animosität der beiden in der momentanen Situation in den Text von Molière über. Gautier ist ein erfolgreicher TV Star, den jeder kennt. Er prügelt sich mit dem Taxifahrer (Stéphan Wojtowicz) auf dem Marktplatz, weil der ihm Hilfe zugesagt hatte, die Freunde verlieben sich in die Maklerin Francesca (Maya Sansa) und geben dem Nachwuchssternchen Zoé (Laurie Bordesoules) Tipps für eine Filmkarriere als Pornostar. Der Kick ist, dass beide abwechselnd Alcestes Rolle übernehmen (Originaltitel). Als die Verträge unter Dach und Fach sind, kommt es auf einer Party zum Streit zwischen Serge und Gautier und damit zum endgültigen Bruch der beiden, weil Serge darauf besteht den Alceste immer zu spielen und das Wechselspiel zu beenden.
Als Finale spielt Gautier auf der Bühne den Menschfeind und hat einen Hänger, während Serge am Strand sitzt und Molière zitiert ‘Es sind die Menschen, die die wahren Wölfe sind.‘ Nette Idee, amüsant gemacht für Literaturliebhaber. Der Versuch durch das Drumherum ‘Butter bei die Fische zu bekommen‘ ist aber nur suboptimal gelungen.