News
15.11.2024
Chiara Fleischhacker, 31, geboren in Kassel, ist Regisseurin und Drehbuchautorin, studiert seit 2015 an der Filmakademie Baden-
Württemberg in Ludwigsburg. Während des Studiums drehte sie dokumentarische Kurzfilme, die mehrfach ausgezeichnet wurden.
Ihr erster Langfilm »Vena« über eine drogenabhängige Mutter bekam den First Steps Award. Sie lebt mit ihrer Tochter in Erfurt.
Liebesbriefe aus Nizza
Die beste Komödie aus Frankreich seit Jahren. Zwei grandiose Hauptdarsteller, die sich mögen und gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen. Und man merkt ihnen den Spaß an der Freud an. Diese glänzende Unterhaltung geriert Lacher, die dank überraschender Wendungen vom Schenkelklopfer über gelungene Situationskomik bis hin zu menschlich rührenden Szenen reichen, bei denen das Publikum sogar zum Taschentuch greift. In den Dialogen steckt so viel Esprit und Witz, angefangen von der Eingangsszene, in der die Familie Marsault Annies (Sabine Azéma) Geburtstag feiert und dabei einen von ihrem Mann Francois (André Dussollier) verfassten Text zur Melodie der Marseilleise singt. Bis zum Finale jagt ein Höhepunkt den anderen. Und wenn Francois aus den gefundenen Liebesbriefen zitiert, feuert Amor verbal aus allen Rohren. (“Dein explodierender Venushügel“) schrieb der unbekannte Absender Boris (Thierry Lhermitte). Er war ein One-Night-Stand aus Annies Jugendtagen. Sie wagt ein Revival mit einem gemeinsamen Bad ohne Kleider, pikant gewürzt, aber züchtig.
Rückblick: Ausgangspunkt des Ehedramas sind 40 Jahre alte Liebesbriefe an Annie von einem Unbekannten. Francois will den Verfasser Boris (Thierry Lhermitte) ausfindig machen und ihm eine Lektion erteilen. Als ehemaliger Offizier eröffnet Francois den Krieg und durchläuft ein Schnellprogramm zur körperlichen Ertüchtigung. Boris ist Karatemeister, aber Hallo! Und in dem ganzen Tohuwabohu out sich Tochter Capucine (Joséphine de Meaux) als Lesbe.
Am Ende finden die Enkel immer neue Briefe versteckt in Buchattrappen. Eine nach der anderen wird von Annie abgetan mit ‘Ist doch schon längst verjährt.‘ Bis Francois entnervt nachfragt “Wie viele Verjährungen gibt es denn noch?“
Beim Puppenspiel vom Sohn des Hauses Amauri (Gael Giraudeau) wird den beiden Altvorderen der Spiegel der Überheblichkeit vorgehalten und ihre verlogene Heuchelei gegeißelt, bzw. der individuelle Tunnelblick näher erläutert, was dem Ganzen noch einen zusätzlichen Schub an Qualität verleiht.
Nur Superlative in jeder Hinsicht können diesem großartigen Film gerecht werden.