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27.12.2024
Laura Tonke, 50, geboren in Westberlin, ist Schauspielerin. 2003 war sie für ihre Rolle der Gudrun Ensslin in »Baader« für den Deutschen Filmpreis nominiert, den sie schließlich 2016 für »Hedi Schneider steckt fest« gewann. Zuletzt war sie in der Serie »Sexuell verfügbar« und den Filmen »Alles Fifty Fifty« sowie »Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war« zu sehen. Ihr neuer Film »Feste & Freunde« (Regie: David Dietl) startet am 2. Januar.
Genial empathisch
Die Treffsicherheit der Darstellung Ingeborg Bachmanns durch von Trotta/Krieg hat ihren Grund im Nichtdargestellten. Familie und Viktor Frankl, bei dem Ingeborg Bachmann Hilfe suchte, erlegten ihr auf, bedeutsam zu sein und die Wahrheit des Sinns wie auch den Sinn der Wahrheit zur Sprache zu bringen. Diese Selbstverpflichtung in Verbindung mit der Sehnsucht nach Gerechtfertigt-Sein, hat sie maßlos überfordert und das hat Frisch gespürt, wenn auch nicht verstanden. Für Bachmann bedeutete eine weitere Zuspitzung ihrer Überforderung die Herausforderung, die ihre Beziehung zu Paul Celan darstellte. Kurz vor ihrem Tod hat sie Ausschwitz besucht und überliefert ist laut Ina Hartwigs vorzüglicher Biografie der Satz: "Auschwitz hat es tatsächlich gegeben" (sinngemäß). Dem Sinn zur Darstellung zu verhelfen, hatte sie als Aufgabe verstanden. Sie war aus sozialisieren Selbstzwang heraus Anti-Existentialistin - ein Greul und Graus, ein zu bekämpfender Abgrund. Sie "musste" dann glauben, gescheitert zu sein - daraus könnten weder Frisch noch Henze sie befreien. Obwohl im Film nicht thematisiert, bringt er dies doch zur Darstellung, vor allem durch die faszinierende, nicht überschätzbare Leistung von Vikie Krieg.