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28.11.2024
Enrique Sánchez Lansch 61, Regisseur und Produzent, wuchs in Gijón, Spanien, und Köln auf, lebt seit 2002 in Berlin. Er dreht vor allem Dokumentarfilme, meist mit musikalischem Bezug – darunter der vielfach preisgekrönte »Rhythm Is It!«, »Sing um Dein Leben«, »The Promise of Music« und »Das Reichsorchester«. Sein neuer Film »Pol Pot Dancing« startet am 5.12. in den Kinos.
Wie ein wirrer Traum
Ich bin an sich immer bekennender Fan der beiden Jurassic-Filmreihen gewesen, doch der letzte Teil war nach meinem persönlichen Ermessen das Geld des Kinobesuches nicht wert. Gut, die tricktechnische Gestaltung war erwartungsgemäß toll, und die Vielfalt der verschiedenen „Urviecher“ stellte jene der Vorgängerfilme vielleicht sogar in den Schatten. Allerdings fehlte es dem Film wie so oft heutzutage gehörig an Seele, die Handlung glich eher wirren Fieberträumen als einem Blockbuster. So vielversprechend es auch war, Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum in ihren alten Rollen wiederzusehen, so enttäuschend verblasst wirkten die Figuren, welche gemeinsam mit den anderen Protagonisten ihre weitgehend belanglosen Dialoge herunterspulten. Spannung wollte sich nicht so recht einstellen, es fehlte schlicht der zündende Funke, und die wirren Handlungsstränge wiesen teilweise beträchtliche Lücken in der Logik auf. Zwei oder drei der wissenschaftlichen Erklärungen waren ja korrekt (die Erwähnung jungfräulicher Fortpflanzung einiger Warane ist mir im Gedächtnis geblieben), aber ansonsten hatte dieser Film ganz im Gegensatz zu seinen Jurassic-Vorgängern wenig Lehrreiches zu bieten. Ein Großteil der gezeigten vorzeitlichen Tiere einschließlich des spektakulären Therizinosaurus wurde schließlich nicht einmal beim Namen genannt (den Pyroraptor z.B. konnte ich erst nach einiger Recherche im Netz identifizieren), und während vorausgesetzt wurde, z.B. den Dilophosaurus noch aus den Jurassic-Park-Filmen zu kennen, wurden andere Arten nur ganz beiläufig und ohne jeden Kommentar präsentiert. Die Idee mit den Heuschrecken fand ich ja noch ganz originell (Hätte die gerne in meiner Voliere!), allerdings schien der Körper dieser Insekten anstatt Blutflüssigkeit pures Benzin zu enthalten, so leicht entflammbar, wie die Tierchen waren. Außerdem ist es ganz und gar auszuschließen, dass Insekten mit angesengten Flügeln noch kilometerweit fliegen und ganze Landstriche in Brand zu setzen. Von derartigem Unsinn abgesehen wurde halt ganz auf hollywoodmäßige Action gesetzt, allerdings mit so raschem Wechsel der Schauplätze, dass man schließlich gar nicht mehr wusste, wo genau sich die jeweiligen Protagonisten gerade befanden. Dies war ohnehin einerlei, denn die jurassische Welt ist klein und alle finden rechtzeitig unversehrt wieder zueinander. Und der Schluss des Machwerkes, wo gezeigt wird, wie Dinosaurier und andere vorzeitliche Tiere in friedlichem Einvernehmen mit der heutigen Tierwelt leben, ist an den Haaren herbeigezogener Kitsch. Schade, dass die Jurassic-Filmreihe nicht zu einem würdigeren Abschluss kommen durfte.