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27.12.2024
Laura Tonke, 50, geboren in Westberlin, ist Schauspielerin. 2003 war sie für ihre Rolle der Gudrun Ensslin in »Baader« für den Deutschen Filmpreis nominiert, den sie schließlich 2016 für »Hedi Schneider steckt fest« gewann. Zuletzt war sie in der Serie »Sexuell verfügbar« und den Filmen »Alles Fifty Fifty« sowie »Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war« zu sehen. Ihr neuer Film »Feste & Freunde« (Regie: David Dietl) startet am 2. Januar.
Empathie vs. Mentalisierungsfähigkeit
Nach meinem Wissen, empfinden natürlich auch kleine Kinder schon Empathie und können dementsprechend mitfühlen (wenn sich zum Beispiel jemand verletzt hat). Ein anderer Entwicklungsschritt nennt sich aber Mentalisierungsfähigkeit. Das bedeutet, dass das Kind sich bewusst wird und versteht, dass Menschen mentale Wesen mit eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Gedanken sind und sich die eigene Innenwelt von der Innenwelt anderer Menschen unterscheidet. Dieser Schritt wird ungefähr mit 4 Jahren erreicht. Wenn sich also ein 3-jähriges Kind klassischerweise in der Trotzphase auf den Boden schmeißt, da es kein Eis bekommt, heißt das auch, dass das Kind entwicklungsbedingt noch nicht verstehen kann, dass die Mutter eigene und andere (als das Kind) Wünsche und Beweggründe hat. Im Erleben des Kindes handelt die Mutter unnachvollziehbar - das passt nicht zur "gemeinsamen Realität" aus Sicht des Kindes. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Wut auch gut verstehen.