Kritik zu Kroos
Manfred Oldenburg porträtiert einen Ausnahmefußballer, dessen Erfolgsgeheimnis mit innerer Ruhe und einer echten Bescheidenheit zusammenhängt
Dokumentarfilme über Fußballstars folgen oft einem stereotypen Muster. Dramaturgisch klammern sie sich an den Verlauf wichtiger Spiele, in denen der Kicker sich in Szene setzen konnte. In Manfred Oldenburgs Porträt über Toni Kroos spielt dieses Element auch eine zentrale Rolle. Doch wie schon Aljoscha Pause in »Being Mario Götze« zeigte, lassen sich Fußballspiele mit einem tiefenscharfen Blick auf die Persönlichkeit durchaus verbinden. Oldenburg sagt in diesem kurzweiligen Film etwas mehr als dass der Ball rund ist und das Spiel 90 Minuten dauert.
Dabei arbeitet er sich, wenig überraschend, zunächst an der Biografie des einzigen deutschen Fußballweltmeisters ab, der in den neuen Bundesländern geboren wurde. Großeltern, Eltern, Ehefrau und Bruder Felix, ebenfalls Profikicker, kommen zu Wort. So richtig Fahrt nimmt der Film aber erst dann auf, wenn er das Talent dieses Mittelfeldregisseurs ergründet, der auf den ersten Blick dem Klischee eines blonden Deutschen zu entsprechen scheint. Kroos ist nicht besonders groß, nicht schnell und auch nicht athletisch. Oberflächlich betrachtet hat sein Spiel auch nichts Spektakuläres. Er verkörpert so ziemlich das Gegenteil von Christiano Ronaldo. Die Fans von Bayern München haben ihn 2014 noch als »Querpass-Toni« verhöhnt. Kurz danach startete er mit Real Madrid durch die Decke.
Mit schillernden Gesprächspartnern und aussagekräftigen Spielbeobachtungen versucht der Film zu ergründen, woher Toni Kroos seine unvergleichliche innere Ruhe bezieht. Jene Gelassenheit, die man wahlweise als rationale Tugend eines Siemens-Ingenieurs oder die Souveränität eines Zen-Meisters interpretieren kann. Wenn Robbie Williams und Zinédine Zidane sich feierlich vor diesem Ausnahmespieler verneigen – der trotz allem Erfolg die Erdgebundenheit eines Buchprüfers bewahrt hat –, dann läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Dieser Film vermittelt sich selbst demjenigen, dem Fußball normalerweise so ziemlich egal ist. »Kroos« ist groß.
Kommentare
KROOS
"KROOS" ist groß, dem kann man absolut zustimmen. Der Film über den rationalen Spielmacher erzeugt viele Gänsehautmomente, z:B. wenn er sagt, dass er einem Jungen seiner Stiftung einen schönen Tag gebracht hat und er Tränen in den Augen hat. Es gibt auch für Fußballfans viel Interessantes und Neues, z.B. das System Kroos zu entschlüsseln sein sehr komplex und zwingend notwendig. Die aufgeführten Zeugen äußern sich sehr persönlich. Man erfährt sehr viel Neues, wenn Ramos sagt, er sei nicht erst zu den ausländischen Spielern gegangen, sondern zu den Spaniern. Unbedingt anschauen!
Kroos
Der gesamte Film an sich ist sehr packend. Die fußballerische Seite ist ganz genau beschrieben und sehr spannend. Die Experten Journalisten und Fussballer die ihren Kommentar dazu abgeben lassen einen eintauchen in den Spielstil eines Tonis Kroos.
Allerdings finde ich den familiären Kontrast in diesem Streifen sehr hart ! Konzentriert man sich auf die zwischenmenschenlichen Stellen. Merkt man doch sehr schnell, was für ein schlechtes Verhältnis Kroos zu u.a. seinem Vater hat.. Allgemein finde ich ist es ein Familienbashing(bis auf seine Frau), welches NICHT in so einer Doku sein sollte.
Übler Ausrutscher(falls nicht sogar gewollt), von der absurder Weise die Öffentlichkeit nicht viel mitbekommen hat, aber sicherlich von der Familie.. Schade...
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