Kritik zu Another me - Mein zweites Ich

Trailer englisch © 20th Century Fox

In der Verfilmung eines schottischen Jugendbuches kreist die katalanische Regisseurin Isabel Coixet erneut um die Frage der Selbstfindung einer fragilen jungen Frau, diesmal mit Horror- und Thrillerelementen versetzt

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2 (Stimmen: 1)

Der Titel klingt eigentlich ganz nach ­einem Stoff für Isabel Coixet, hat sie sich doch in Filmen wie Mein Leben ohne mich oder Das geheime Leben der Worte immer wieder mit realen und hypothetischen, vergangenen und gegenwärtigen Versionen eines Lebens befasst, mit dem Vorher und Nachher einschneidender Ereignisse. Doch im Vergleich mit ihren geheimnisvoll vielschichtigen früheren Filmen wirkt Another Me streckenweise sehr viel simpler gestrickt, bisweilen sogar richtiggehend platt. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass Another Me auf einem Jugendbuch basiert, dem gleichnamigen Roman der schottischen Autorin Catherine MacPhail, und im Kino womöglich in Serie gehen wird. Aber auch damit, dass Sophie Turner (bekannt als Sansa aus Game of Thrones) in ihrer ersten Kinorolle nicht das Format und die Tiefe einer Sarah Polley oder Rinko Kikuchi hat.

Wie in früheren Filmen steht auch hier eine rätselhafte, aber nicht ganz so enigmatische junge Frau im Zentrum. Freimütig erzählt Fay, dass ihre glückliche Kindheit mit einem Schlag zu Ende war, als bei ihrem Vater (Rhys Ifans) multiple Sklerose diagnostiziert wurde und bald darauf ihre Mutter eine Affäre mit einem ihrer Lehrer (Jonathan Rhys Myers) begann. Während ihre äußere Welt auseinanderfällt, rumort es in ihrem Inneren. Dass eine ältere Nachbarin behauptet, sie habe sie gerade schon die Treppe heruntergehen sehen, mag ja noch angehen, zumal bei einer etwas schrulligen älteren Dame (Geraldine Chaplin), und auch eine Schaukel kann noch etwas länger nachwippen, wenn längst niemand mehr in der Nähe ist. Doch immer stärker bekommt Fay eine unheimliche Präsenz zu spüren: ein Schatten, der vorbeihuscht, eine flüchtige Reflexion im Spiegel und schließlich ein mit roter Farbe an die Wand geschriebenes Graffiti: »I’m here.« Allzu offensichtlich schürt der Film das Misstrauen, verwässert die Grenzen zwischen Realität, Traum und Wahn: Geht es hier um das ganz normale Ringen eines Teenagers mit dem Erwachsenwerden, um das Mobbing einer missgünstigen Mitschülerin, um innere Dämonen oder um sinistre übersinnliche Kräfte? Oder wird sie einfach nur verrückt? Und dann erzählt ihr Vater auch noch von einer Zwillingsschwester, die einst ihr Leben für sie opfern musste...

Isabel Coixet sagt, sie habe Lust gehabt, mal etwas ganz Neues zu probieren. Statt fremder Länder bereist sie jetzt also neue Genres, mischt unter das menschliche Drama Elemente von Thriller und Horror, nach eigenen Worten inspiriert von Hitchcock und Polanski. Doch die düstere Atmosphäre in einer modrigen Unterführung auf dem Schulweg und das bedeutungsschwere Knattern eines Aufzugs wirken forciert, das Doppelgängermotiv ein wenig überstrapaziert, und die Poesie kippt ins Kunstgewerbliche. Einem Teeniefilm könnte man das vielleicht verzeihen, in einem Film von Isabel Coixet ist es eine Enttäuschung.

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scheiß ende...wir wollen eine happy end fortsetzung!!!

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