Alles neu mit der Berlinale
Alles neu mit der Berlinale. Und auch wieder alles beim Alten. Jedenfalls bei mir. Oder noch ein bisschen extremer. Jedenfalls werde ich wohl frühestens morgen dazu kommen, mir meine Akkreditierung am Potsdamer Platz abzuholen. Davor steht noch viel Schreibarbeit, gerade habe ich ein Interview mit Sabine Herpich zu ihrem sehr schönen Dokumentarfilm über eine Berliner Werkstatt für behinderte KünstlerInnen (»Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist«) im Forum für die taz abgeliefert. Ein fast klassischer beobachtender Dokumentarfilm, der so eher die Ausnahme im diesjährigen Programm des Forums ist. Das taucht erfreulich oft und intensiv in die Geschichte ab, nicht nur in dem großen Jubiläums-Programm, das – großartige Idee – die Filme des ersten Forum von 1971 komplett nachspielt. Ansonsten bin ich sehr gespannt auf den ersten Jahrgang von Ex-Kollegin Cristina Nord.
Neu auch, dass das Festival gleich mit einer Schweigeminute begann wegen der rassistischen Morde in Hanau. Das Entsetzen darüber verbindet sich mit dem Erschrecken über die jahrzehnte lang verheimlichte Nazi-Täterschaft des ersten Festivaldirektors Alfred Bauer. Da müssen einige ganz lange Augen und Ohren zugemacht haben, allen voran die Deutsche Kinemathek, die ihre zum Festival geplante Monographie zu Bauer wegen allzu verharmlosender Tendenz zurückziehen musste. Auch der nach ihm benannte Silberne Bär für »neue Perspektiven der Filmkunst« wurde für diese Festivalausgabe ausgesetzt. Die von Julius Schoeps gestern morgen bei einem Interview im Deutschlandfunk geäußerte Forderung, jetzt müssten auch die TrägerInnen der Auszeichnung aus der Vergangenheit ihre Preise zurück geben, ist aber ziemlicher Blödsinn. Schließlich wurden die Preise von unabhängigen Jurys vergeben, die sicherlich nicht im Verdacht der NS-Komplizenschaft stehen.
Schon auf dem Papier ein ziemliches Desaster ist dieses Jahr die Kinolage, wo an attraktiven Orten eigentlich nur das Delphi, die Akademie der Künste und das Arsenal übrig geblieben sind. Doch besonders das Foyer vor dem Arsenal dürften nach der Schließung der Cinestar-Kinos und des Durchgangs zu deren Cafe einiges an Lebendigkeit einbüßen. Da auch das Einkaufszentrum in den Potsdamer Platz Arkaden samt Imbissen und Lokalen geschlossen ist, ist die Versorgung dort leider noch schwerer als bisher möglich. Das verschärft deutlich die Tatsache, dass es der Berlinale seit Jahren an attraktiven Treffpunkten fehlt. Auch eine Aufgabe für eine neue Festivalleitung!
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