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Gerhard Midding

Mit dem Beginn des Festivals von Cannes fiel eine Meldung zusammen, die aufhorchen lässt. Amazon übernimmt den Vertrieb von Mike Leighs neuem Film in den USA. Er handelt vom so genannten Peterloo-Massaker (es fand vier Jahre nach der Schlacht von Waterloo statt), einer Demonstration für eine Parlamentsreform in Manchester, die vom Militär relativ blutig niedergeschlagen wurde.

Gerhard Midding

Vor zwei Tagen erhielt ich den Anruf eines alten Freundes, der mich schlagartig daran gemahnte, wie achtlos wir doch durch die Welt gehen. Wir haben uns so sehr im Gespinst des Alltags verfangen, dass wir den Wandel der Gewohnheiten gar nicht mehr bemerken. Die Gegenwart hält uns in so festem Klammergriff, dass wir längst vergessen haben, was uns einst so vertraut war.

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Der Ton ist der große Vergessene der Stummfilmzeit. Experimente, ihn mit bewegten Bildern zu verknüpfen, gibt es seit Beginn der Filmgeschichte. Thomas Alva Edison, der unter Schwerhörigkeit litt, war viel stärker an der Weiterentwicklung seines Phonographen interessiert als an der seines Filmvorführapparates, des "Kinetoscope". Bereits 1900 gab es erste Versuche mit Playback-Verfahren. Es war nicht allein die Lust am Paradoxon, die den französischen Regisseur Robert Bresson feststellen ließ, erst der Tonfilm habe die Stille erfunden.

Gerhard Midding

Das Warten an der Supermarktkasse ist eine Zeitspanne, die voller Verlockungen steckt. Dem Kunden bietet sich ein Aufgebot von Produkten dar, von denen er bis zu diesem Moment gar nicht wusste, dass er sie noch dringend braucht. "Finden sie das nicht auch schamlos?" fragte mich vor einigen Wochen ein Herr, der sich ebenso wie ich in Geduld üben musste. Er wies auf das Regal, in dem Schnapsfläschchen und Schokoriegel auf gelangweilte Abnehmer warteten.

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Es mag vielleicht ungalant sein, von einer Regisseurin zu sprechen und zuallererst ihre Schönheit zu rühmen. Aber Ronit Elkabetz war auch Schauspielerin. Und in diesem, ihrem ersten Beruf zählt der erste Eindruck ja durchaus. Ihre Schönheit war kein bloßer Anschein, sondern Ausdruck eines starken Charakters.

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Für das Internet scheint vor allem ihr Scheitern interessant zu sein. Immerhin finden sich diverse Seiten, die mit akribischem Vergnügen Anschluss- und sonstige Filmfehler auflisten. Im Umkehrschluss zeigt dies natürlich, wie wichtig die Arbeit der Script-Girls ist.

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Wenn man Pariser Kinoprogramme nach Genres durchforstet, erzielt man unter der Kategorie comédie dramatique die meisten Treffer. Mit unserer Tragikomödie ist sie nur unzureichend übersetzt. Sie stellt ein heftigeres Ausschlagen des Gefühlspendels in Aussicht, eine größere Fallhöhe.. Der französische Begriff hingegen eröffnet Zwischenräume für die Ironie.

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Aus gegebenem Anlass blickte ich gerade noch einmal in ein Interview, das ich vor 15 Jahren mit John Boorman aus Anlass des Kinostarts von »Der Schneider von Panama« führte. »Ein wirklich seltsamer Ort«, sagt der Regisseur über den Schauplatz seiner John-Le-Carré-Verfilmung. »Man fährt nur 40 Minuten vom Atlantik zum Pazifik auf diesem Kanal, der den Kontinent willkürlich halbiert.«

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Als er vierzehn war, zog die Familie des heute vor 90 Jahren geborenen Roger Corman von Detroit nach Beverly Hills um. Der junge Roger konnte sich nicht daran erinnern, in seiner Geburtsstadt einen einzigen Schuldkameraden gehabt zu haben, der aus einer reichen Familie stammte. Wie er selbst stammten sie aus dem Mittelstand. An der Beverly Hills High School war das anders.

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Am 1. Dezember 1967 berichtete "France Soir" ausführlich über den Prozess gegen den Kindermörder Jürgen Bartsch, der wenige Tage zuvor im Landgericht Wuppertal begonnen hatte. Die französische Tageszeitung widmete einem Randaspekt der Verhandlung besondere Aufmerksamkeit. Aus Enttäuschung darüber, dass in Deutschland die Todesstrafe abgeschafft worden war, schlossen sich einige aufrechte Bürger in Gelsenkirchen zu einem Geheimbund zusammen, der sich "Operation Nemesis" nannte und die Tötung oder doch zumindest Kastration von Sexualstraftätern zum Ziel setzte.