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Gerhard Midding

Nehmen Sie Andy Serkis hoch zehn, dann bekommen Sie eine Vorstellung davon, wer Lon Chaney war. In der Stummfilmära gehörte er zu den zugkräftigsten Stars Hollywoods und war zeitweilig populärer als Douglas Fairbanks, Greta Garbo und John Gilbert. Aber im Gegensatz zu ihnen kannte das Publikum Chaney kaum von Angesicht.

Gerhard Midding

Vor 20 Jahren haben Alice und Louis ein unzertrennliches Band miteinander geknüpft, einen Vertrag, den keines der Geschwister brechen wird. Er wurde geschlossen, als die Schwester dem Jüngeren mit einem Lächeln eröffnete, dass sie ihn hasst.

Gerhard Midding

Einer der denkwürdigsten Dialoge der 1970er Jahren ist ohne Zweifel der Einzeiler "Sex mit dir ist wirklich ein kafkaeskes Erlebnis" aus Woody Allens »Der Stadtneurotiker«. Ich bin sicher, er ist auch heute noch für einen Lacher gut. Eingeprägt hat der Satz sich mir aber auch wegen der rätselhaften Dreingabe, die er in der Szene noch erhält.

Gerhard Midding

Nein, das Adagietto ist heute nicht dran. Es steht zwar auf dem Probenplan, worauf der eifrige Assistent beharrt, aber die Dirigentin hat sich umentschieden. Flugs geht es zum Trauermarsch zurück. Der ist stürmischer, wild bewegt, vehementer. Das Orchester soll am Maximum spielen und nicht nachlassen im Tempo.

Gerhard Midding

Morgen feiert Eva Marie Saint ihren 100. Geburtstag. Ich hoffe, dass sie ihren Ehrentag bei guter Gesundheit verbringt. Auf Fotos aus den letzten Jahren wirkt sie erfreulich kregel. Offenkundig hat sie sich jene Eleganz und Beherrschung bewahrt, die sie auf der Leinwand auszeichnen. Ihr Lächeln wirkt noch immer distinguiert. Darf man in ihm Überlebensstolz entdecken?

Gerhard Midding

Hollywoodstudios stellt man sich gemeinhin nicht als Bastionen der Basisdemokratie vor. Aber Ende der 80er Jahre veranstaltete 20th Century Fox eine Umfrage unter ihren Angestellten, welchen Stoff sie gern einmal auf der Leinwand sehen wollten. Ein Vorschlag erhielt die mit Abstand meisten Stimmen: ein „Frankenstein“ in der Regie von Roger Corman.

Gerhard Midding

Heute vor einhundert Jahren wurde Sidney Lumet in Philadelphia geboren. Beinahe hätte ich vergessen, dass er gar nicht aus New York stammte. Ein lässlicher Irrtum, denn er hat die besten New-York-Filme gedreht. Gegen ihn ist Scorsese ein Waisenknabe. Andererseits passte es, dass er in einer Stadt auf die Welt kam, die so entscheidend war für die Entstehung der Demokratie in Amerika.

Gerhard Midding

Unter den Gegenwartsregisseuren ist Stefano Sollima der große Apokalyptiker. Wer sollte ihm den Titel streitig machen? Etwa Lars von Trier mit „Melancholia“? Viel zu elegisch. Nein, so hohe kinetische Erwartungen an Niedergang und Weltende wie der Italiener hegt kein anderer.

Gerhard Midding

Vor einigen Jahren, als wir epd-Autoren unserer Jahresliste der fünf besten Filme noch eine kurze Erklärung beifügen sollten, schrieb ein Kollege zu »A Most Violent Year«: "Weil solche Filme früher Mainstream waren". Ich bin nicht sicher, ob ich diesen wundervollen Satz korrekt zitiere, aber der Gedanke ist mir im Gedächtnis geblieben.

Gerhard Midding

Heute vor einem Jahr starb Glenda Jackson. Die Todesnachricht kam damals zur Unzeit; zumindest für epd Film. In der Monatsmitte ist der Redaktionsschluss meist schon erreicht und das aktuelle Heft voll. Damit mochte ich es seither nicht bewenden lassen. Für eine Hommage an eine große Schauspielerin ist es nie zu spät.