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Vor gut einem halben Jahr, im Juni, habe ich schon einmal auf eine Reihe mit seinen Filme hingewiesen. Man kann es nicht oft genug tun. Damals waren sie im Münchner Filmmuseum zu sehen, nun sind sie es im Zeughauskino in Berlin sowie im Stadtkino Basel. Hou Hsiao-hsien ist im deutschsprachigen Raum sozusagen nur im Paket zu haben, ein Champion der Retrospektiven.
Von Kritikern und Kollegen wird der taiwanesische Regisseur hoch geschätzt – zur Eröffnung der Reihe im Zeughaus gibt es ein Gespräch mit dem Regisseur Thomas Arslan, einem kundigen Bewunderer -, von Verleihern aber nicht so sehr. Sein jüngster Film harrt bei uns noch immer eines Kinostarts. In England indes kommt »The Assassin« gerade in die Kinos. Bei einer Kritikerumfrage der Zeitschrift "Sight and Sound" wurde er gerade zum besten Film des letzten Jahres gekürt. Auch in Berlin wird er glücklicherweise zu sehen sein. Mitte Juni habe ich ausgiebig über Hou geschrieben (der Beitrag hieß "Zeitverschiebung"wenn ich nicht irre). Da kann ich mich heute kürzer fassen.
"Also like life" ist die Retro überschrieben, so hieß sie schon in Wien, wo sie 2014 erstmals Station machte. Aus diesem Anlass gab das Österreichische Filmmuseum zusammen mit Synema eine exzellente englischsprachige Sammlung von Essays heraus (filmmuseumsynemapublikationen). Einer der Texte stammt von dem Kritiker, Dokumentarist (zuletzt lief auf arte sein Film über das Gespräch von Hitchcock und Truffaut) und jetzigen Leiter des New York Filmfestivals, Kent Jones. In diesem Herbst habe ich mich etwas intensiver mit dessen Haltung zur Autorentheorie und dem Geschichtenerzählen beschäftigt, was nebenbei auch meinen Blick auf Hou veränderte. In meinem Text (der im Februar in der Ausgabe 10 des Drehbuchautoren-Almanach »Scenario«erscheint) porträtiere ich Jones als einen aufgeklärten Vertreter der Autorentheorie, der im Gegensatz zu strenggläubigeren Parteigängern das Erzählen nicht als Bedrohung der filmischen Moderne wahrnimmt und den Stil eines Regisseurs nicht um jeden Preis gegen Drehbuch und Plot ausspielen will. Vielmehr versucht er, den Gegensatz aufzulösen. Sein filmisches Ideal liegt in der Balance zwischen dem Eindruck, eine Geschichte erzählt und zugleich Wesentliches über den Fluss des Lebens vermittelt zu bekommen. In Hous Filmen findet er es eingelöst. Für den Regisseur ist dies vielleicht eher ein Spannung als ein Gleichgewicht. „Die Handlung,“ sagte er gerade in einem Interview mit einer englischen Tageszeitung, „ist nicht das einzige Mittel, das Publikum anzusprechen. Das Publikum erreicht man auch durch die Landschaft, die Charaktere, Details.“ Die Poesie von Hous minutiös komponierten Bilder aus dem Alltagsleben seiner Charaktere führt vor Augen, wie stimmig beide Sichtweisen sind.
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