DVD-Tipp: »Ich bin Dagobert«

»Ich bin Dagobert« (Miniserie, 2024). © Polyband/RTL

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Trickreicher Tüftler

»Hätten Sie aufgehört, wären Sie einer der wenigen Erpresser gewesen, die nicht geschnappt wurden«, sagt die Polizistin, die mit Arno Funke seine Kaufhaus-Erpressungen durchspricht. Doch als die 500 000 ­D-Mark vom ersten Coup im Jahr 1988 verpulvert waren, lernt Funke im Urlaub eine junge Spanierin kennen, mit der er ein Kind haben wird. Er kann praktisch nicht anders, und so narrte der Bombenleger und Kaufhaus­erpresser, der sich selbst Dagobert nannte, zwischen 1992 und 1994 Polizei und Presse im wiedervereinigten Deutschland.

So aberwitzig waren seine Kapriolen, so gewitzt seine ausgetüftelt ferngesteuerten Lösegeld-Transportmechanismen, dass er die Polizei in dreizehn vermasselten Geldübergaben blöd aussehen ließ. Nach der Miniserie »Oktoberfest 1900« über den Krieg zweier Bierbrauer um die Vorherrschaft beim berühmten Volksfest ist »Ich bin Dagobert« die zweite Zusammenarbeit von Drehbuchautor Ronny Schalk und Regisseur Hannu Salonen.

Sie machten Funke zum Conferencier seiner eigenen True-crime-Geschichte und engagierten ihn in beratender Funktion, eine kleine Cameo­rolle im Ermittlerteam inklusive. Friedrich Mücke verschafft ihm unter Bärtchen und Pilzfrisur Sympathiepunkte, unterstützt die Transformation vom nerdigen Spinner zum liebenswerten Volkshelden, der das Establishment herausfordert, aber nie Menschenleben riskiert.

Der Krimi als ausgefuchster Heist-Thriller, hier die einsamen Lauben-Tüfteleien, dort das emsige Treiben der Polizei, die trotz enormem Verschleiß von Personal und Ressourcen lange hinterherhinkt. Statt den Ereignissen linear zu folgen, hüpfen Schalk und Salonen vor und zurück, mit psychologisierenden Rückblenden in Kindheit und Jugend. Stilistisch und musikalisch peppen sie die Erzählung im Stil der Neunziger auf. Zugleich ist die Serie ein charmanter Ausflug in analoge Zeiten, mit Erpresseranrufen aus der Telefonzelle und mit verfremdeter Stimme vom Diktiergerät.

 

Ich bin Dagobert D 2024. R: Hannu Salonen. Da: Friedrich Mücke, Mišel Maticevic, Sonja Gerhardt, Doguhan Kabadayi. Anbieter: Polyband.

VÖ: 31. Januar 2025

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