Disney+: »Death and Other Details«
© James Dittiger/Michael Desmond/Hulu/Disney+
Zu den erstaunlichsten Comebacks, die es in den vergangenen Jahren auf den Bildschirmen zu erleben gab, gehört das der Detektiv*innen und Ermittler*innen, die auf mal mehr, mal weniger eigenwillige Weise Verbrechen aufklären und zwischen diversen Verdächtigen die Schuldigen zu finden versuchen. Lange galt das Genre des Whodunnit als altbacken und langweilig, doch nun jagt wieder eine Agatha-Christie-Adaption die nächste, wird Poker Face als moderne Antwort auf Columbo gefeiert und ist eine Filmversion von Mord ist ihr Hobby geplant. Und zwischendurch gibt es, wie nun mit »Death and Other Details«, auch mal etwas ganz Neues zu sehen.
Der Meisterdetektiv in dieser zehnteiligen Serie heißt Rufus Cotesworth (Mandy Patinkin), und so sehr er einst sogar in Fernseh-Talkshows gefeiert wurde, so wenig ist von seinem Ruhm geblieben. Lange dem Alkohol zu sehr zugeneigt, hat er als Berater von Celia Chun (Lisa Lu) angeheuert, deren milliardenschweres Familienunternehmen für einen Deal von der Collier Mills Company umworben wird. Weswegen Anna Collier (Lauren Patten) samt Vater und Noch-CEO Lawrence Collier (David Marshall Grant) zu einer privaten Kreuzfahrt geladen haben, um dieses und andere Geschäfte unter Dach und Fach zu bringen.
Mit im Schlepptau haben die Colliers Quasiziehtochter Imogene Scott (Violett Beane), deren Mutter einst für die Familie arbeitete und deren Ermordung Cotesworth damals vergeblich aufzuklären versuchte. Imogene ist entsprechend wenig begeistert über das Wiedersehen. Doch dann wird plötzlich einer der Passagiere an Bord brutal ermordet, und der aus der Übung gekommene Schnüffler und die ihrerseits ermittlerisch begabte junge Frau bekommen auf hoher See unweigerlich miteinander zu tun. Natürlich noch bevor sich Interpol in Gestalt der Agentin Eriksen (Linda Emond) in die Untersuchung auf dem Schiff von Sunil Ranja (Rahul Kohli) einschaltet.
»Knives Out« meets »Triangle of Sadness«? Ganz falsch ist diese Beschreibung von »Death and Other Details« nicht, denn im Verlauf der Serie geht es nicht nur um immer neue Blickwinkel sowohl auf den weitere Opfer fordernden aktuellen Fall als auch jenen von Imogenes Mutter, sondern auch um Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Konsum- und Kapitalismuskritik und die Ruchlosigkeit der Eliten. Besonders fundiert geht es dabei – ähnlich wie bei Ruben Östlund – nicht zu. Doch zur Unterfütterung des Kriminalfalls und als Bogen, der sich zwischen einer ganzen Vielzahl höchst unterschiedlicher Figuren spannen lässt, taugt das »Eat the rich«-Motiv allemal.
Ausgerechnet aus der Detektiv- und Erzählerfigur hätten die Showrunner*innen Heidi Cole McAdams und Mike Weiss vielleicht mehr herausholen können, doch Patinkin ist trotzdem sehenswert wie eh und je. Wie überhaupt die Serie dank jeder Menge mal mehr, mal weniger überzeugenden Twists erfreulich kurzweilig daherkommt. Und dass die meisten Rollen budgetfreundlich mit unverbrauchten, frischen Gesichtern besetzt sind, hat auch seinen Charme.
OV-Trailer
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