Sky: »Mayfair Witches«
»Mayfair Witches« (Serie, 2023). © Alfonso Bresciani/AMC
Mehr als 100 Millionen Exemplare ihrer Romane wurden weltweit verkauft, doch was Verfilmungen angeht, hatte Anne Rice – von einer Hochphase in den 90er Jahren abgesehen – nicht immer Glück. Eine ganze Reihe von Projekten kam in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten trotz zahlreicher Bemühungen nicht zustande, so dass die Schriftstellerin gemeinsam mit Sohn Christopher die Sache irgendwann selbst in die Hand nahm. Noch zu Lebzeiten verkaufte sie alle Rechte an ihren erfolgreichsten Büchern für eine stattliche Summe an den Sender AMC – und seither ist Bewegung in der Sache. Schon im Januar lief mit »Interview with the Vampire« die erste neue Serienadaption auch in Deutschland an, nun folgt bereits eine zweite.
»Mayfair Witches« erzählt, basierend auf der Romanreihe »Lives of the Mayfair Witches«, von der Neurochirurgin Dr. Rowan Fielding (Alexandra Daddario, die zuletzt in der ersten Staffel von »The White Lotus« zu überzeugen wusste), die in San Francisco auf einem Boot wohnt und auch sonst ein ziemlich eigenbrötlerisches Leben führt. Dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt, hat sie immer schon gespürt, doch ihre Adoptivmutter blockte alle Fragen zur Vergangenheit und rätselhaften Phänomenen stets ab. Nach deren Tod allerdings entdeckt Rowan Hinweise, die Unerwartetes offenbaren.
Sie findet heraus, dass sie aus New Orleans stammt und zum mysteriösen Clan der Mayfairs rund um die verhärmte Carlotta (Beth Grant) und ihren Lebenmann-Bruder Cortland (Harry Hamlin) gehört, in dem einige Frauen magische Kräfte besitzen. Doch die Familie wird seit Jahrhunderten heimgesucht von einem unheimlichen und gefährlichen Wesen (Jack Huston), vor dem die Ärztin weder ihr wissenschaftlicher Verstand noch Ciprien Grieve (Tongayi Chirisa), ein für sie zuständiger Agent der Geheimorganisation Talamasca, ohne weiteres schützen können.
Was genau hier eigentlich vor sich geht auf den verschiedenen Zeit- und Realitätsebenen der Serie, bleibt lange ziemlich unklar. Dass man aber auch ziemlich schnell merkt, wie herzlich egal einem das ist, wird für »Mayfair Witches« natürlich zum großen Problem. Wo es der Partnerserie »Interview with the Vampire« kürzlich im New-Orleans-Setting gelang, eine Mischung aus Seifenoper und Thriller mit ordentlich Spannung und Sex-Appeal plus allerlei zeitgemäßen Themen zu füllen, fahren die Schöpferinnen Michelle Ashford und Esta Spalding (die sich einst bei der Arbeit an »Masters of Sex« kennenlernten) hier wenig mehr als trübe Bilder und ein an vielen Stellen fehlbesetztes Ensemble auf.
Statt Gänsehautfaktor wird fade und bierernste Langeweile geboten, und nicht einmal der feministische Unterton der Geschichte wird interessant herausgearbeitet. Warum nach diesen enttäuschenden ersten acht Folgen bereits eine zweite Staffel bestellt ist, bleibt angesichts von »Mayfair Witches« eher unerklärlich. Auch auf das von AMC mit Blick auf ihre Anne-Rice-Adaptionen vollmundig angekündigte »Immortal Universe« ist man nun schon weniger gespannt.
OV-Trailer
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