Buch-Tipp: Thomas Arslan – Ein Gespräch
Mit Thomas Mann sagen Özkan Ezli und Bernd Stiegler: »Thomas Arslan hat nie etwas erfunden, sondern immer etwas vorgefunden.« Anders als der Praktiker François Truffaut, der den Kollegen Alfred Hitchcock einst fragte: »Wie haben Sie das gemacht«, gehen sie dem Werk von Thomas Arslan (das natürlich auch längst nicht so umfangreich ist) in einem siebenstündigen Gespräch als genaue Zuschauer und Kritiker auf den Grund, nicht systematisch Film für Film, sondern an Motiven und Themen entlang.
Quer durchs Werk thematisieren sie den Raum und die Orte, die Kameraführung, die Lichtgestaltung, Tischsequenzen, den Umgang mit Filmmusik, das Faible für jugendliche Darsteller, die Suchbewegungen, die Filmtitel, die wiederkehrenden Familienkonstellationen, das Verhältnis von Wort und Bild. Dazu – besonders wichtig für einen zwischen Deutschland und der Türkei sozialisierten Regisseur – den Komplex Migration und Identität, den Arslan in Geschwister zum ersten Mal streifte und in Gold, in der umgekehrten Perspektive deutscher Immigranten in der Zeit des Klondike-Goldrausches, vertiefte. Da die Fragen von Ezli und Stiegler meist länger sind als Arslans Antworten, verschieben sich in dem mit Filmstills in guter Druckqualität bebilderten Bändchen die Verhältnisse vom Interview immer wieder zu Filmkritik und -analyse. Die Filmografie berücksichtigt neben den elf bisher entstandenen Filmen auch schon »Verbrannte Erde«, der 2023 fertiggestellt wird.
Thomas Arslan: »Von den Figuren her denken«: Ein Gespräch. Hg. von Özkan Ezli u. Bernd Stiegler. Schüren, Marburg 2023. 100 S., 12,90 €.
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