arte-Mediathek: »Cry Wolf«
© Michella Bredahl
Die Vita der Autorin Maja Jul Larsen verzeichnet Serientitel wie »Follow the Money«, »Die Erbschaft«, »Borgen«. »Cry Wolf« war ihre erste, aber nicht letzte Eigenkreation. Sie wurde in über 40 Länder verkauft, von renommierten Festivals preisgekrönt. Eine Meistererzählung, einfühlsam geschrieben, hochgradig spannend, nahezu frei von Gewaltdarstellungen.
Ein Aufsatz seiner 14-jährigen Schülerin Holly hat Lehrer Mikkel aufgestört. »Mein Leben«, schreibt sie. »Noch ein Tag voller Angst, Zweifel und Hass. Hass auf ihn. Er saugt alles Leben aus uns heraus.« Auch ihre Zeichnungen lassen aufmerken.
Der bereits überlastete Sozialarbeiter Lars spricht mit Holly. Er trifft auf ein verängstigtes, schweigsames, misstrauisches Mädchen. Erst auf Nachfrage bezichtigt Holly ihren Stiefvater, sie zu misshandeln. Jedoch zeigt sie keine Spuren körperlicher Gewalt. Bei der polizeilichen Vernehmung beginnt sie zu zittern und zu weinen, als sie erfährt, dass ihr Stiefvater die Videoaufzeichnung sehen könne. Sie verstummt.
Die Mutter bestreitet die Übergriffe. Holly reagiere nur auf das ablehnende Verhalten des leiblichen Vaters. Überzeugt, dass Holly die Wahrheit sagt, bringt Lars sie und ihren jüngeren Bruder Theo in einer Pflegefamilie unter. Die Eltern widersprechen den Anschuldigungen. Die Behörde findet keine konkreten Beweise, veranlasst die Einstellung des Verfahrens. Lars bleibt bei seinem Verdacht, ermittelt weiter, gerät durch eine ungeschickte Aktion ins Kreuzfeuer der Öffentlichkeit und erhält eine Rüge. Die Abteilungsleiterin vermutet eine Überreaktion. In einem vergleichbaren Fall hatte Lars zu spät eingegriffen. Noch immer macht er sich Vorwürfe deswegen.
Durch die multiperspektivische Erzählweise gibt es keine klare Grenze zwischen den Parteien, zwischen Recht und Unrecht. Wer in dieser Geschichte die Wahrheit sagt, ob Lars sich verrannt hat, ob Holly aus Abneigung gegen den Stiefvater lügt oder ob ihre Eltern etwas vertuschen, bleibt für das Publikum lange offen. Neben den Kindern leiden auch die Eltern, privat wie beruflich, da die Vorwürfe schnell die Runde machen.
Die Serie verdankt ihre Wirkung wesentlich den beteiligten Schauspielerinnen und Schauspielern, vornweg die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 15-jährige Flora Ofelia Hofmann Lindahl in der Rolle der Holly, erkennbar ein Ausnahmetalent, preisgekrönt bereits in San Sebastián und bei den Danish Film Awards. Lindahl begann ihre Karriere mit neun Jahren als Sängerin. Sie hat als Autorin und Regisseurin ihren ersten Kurzfilm abgedreht und wird mittlerweile von einer britischen Agentur vertreten.
Die Regisseurin Pernille Fischer Christensen lässt ihrer Hauptdarstellerin viel Raum, bedient sich langer Einstellungen, in denen zuweilen wenig oder gar nicht gesprochen wird und die Musik übernimmt. Die sensibel angepassten Kompositionen stammen von Christian Balvig und den Melancholikern von When Saints Go Machine.
OmeU-Teaser
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