Apple TV+: »Liasion«

»Liaison« (Serie, 2023). © Apple TV+

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Liebe und Cyberkram

Mit Eva Green, Vincent Cassel, Peter Mullan und Gérard Lanvin fehlt es der als »erste französische Apple-Produktion« angekündigten Spionageserie »Liasion« jedenfalls nicht an markanten Namen. Die Rollenverteilung hätte man sich allerdings gern etwas weniger stereotyp gewünscht: Peter Mullan gibt den in Londoner Limousinen herumpöbelnden Minister mit schottischen Akzent, Eva Green seine kühle Referentin mit geheimnisvoller Vergangenheit, Vincent Cassel ist der ehemalige Fremdenlegionär, der mit James-Bond-artigem Actiongeschick Aufträge erfüllt, und Gérard Lanvin macht sechs Folgen kaum etwas anderes als mit stoischem, melancholisch-männlichem Blick irgendwelche Informationen zur Kenntnis zu nehmen.

Die Intrige, die die französische Drehbuchautorin Virginie Brac – sie hat an der legendären Serie »Engrenages«, dem französischen »The Wire«, mitgeschrieben – hier entfaltet, beginnt kompliziert, wie es sich für einen modernen Thriller gehört. In Syrien stoßen zwei junge Hacker auf Geheimnisse, können ihrer Festnahme gerade noch entgehen und werden schließlich mit Hilfe von Vincent Cassels Agent außer Landes gebracht. In London bekommen es Mullan und Green mit einer Serie von Cyberattentaten zu tun, die Strom- und NahverkehrsInfrastruktur gefährden. Bald geraten die inzwischen in Großbritannien untergeschlüpften syrischen Hacker und damit auch Cassel in ihr Visier. Währenddessen tun sich weitere Unter-Intrigen in Brüssel und Paris auf – Stichwort Brexit und EU-Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen. Es geht um Staats- versus Privatunternehmen, um Konkurrenz und Korruption. Und natürlich vor allem auch darum, was Vincent Cassels Agent und Eva Greens Referentin mal miteinander verband. Denn was wäre eine Schießerei am Abgrund einer weltweiten Cyberkatastrophe, ohne dass zwei Protagonisten im Vordergrund begehrliche Blicke miteinander tauschen?

Nicht dass dagegen was zu sagen wäre, schließlich sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen, die einem Spionagethriller seine wahre Spannung verleihen. Aber die Art und Weise, wie »Liaison« die Gefühlswelt seiner Figuren entfaltet, folgt einem unangenehm altbackenen Muster. Eva Greens anfangs in ihrer Gefühlskälte so kompetent wirkende Referentin entpuppt sich als von Schuldgefühlen geplagte Liebende, die sich dann doch von Vincent Cassel retten lassen muss. Die männlichen Politiker mögen schleimig wirken, agieren aber schlau und mit Plan. Die einzige andere tragende Frauenrolle außer Green ist die einer französischen Bürokratin in Brüssel, die ihr Amt einer Liebschaft mit einem korrupten Politiker verdankt, sich unweigerlich Cassels Charme ergeben muss und schließlich als sorgende Mutter doch noch das Richtige tut. Das große Geheimnis, das Greens und Cassels Figuren miteinander verbindet, wird auf einer alten VHS-Kassette enthüllt – und dass genug Figuren dafür noch einen Player zum Abspielen herumstehen haben, gehört noch zu den verzeihlichsten Unwahrscheinlichkeiten dieser Serie.

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