DVD-Tipp: »Stadt ohne Maske« (1948)

Copkino

Das erfolgreichste Seriengenre weltweit bleibt der Polizeifilm, das police procedural. Wesentlich stilbildend war die TV-Serie »Naked City« (1958), deutscher Titel: »Gnadenlose Stadt«. Serienschöpfer Stirling Silliphant adaptierte den semidokumentarischen Polizeifilm »The Naked City« von 1948, der in deutschen Kinos »Stadt ohne Maske« hieß. Malvin Wald, neben Albert Maltz Co-Autor des Films, hatte New Yorker Mordermittler bei ihrer Arbeit begleitet und sich von diesen Erfahrungen leiten lassen.

Regisseur Jules Dassin drehte an Originalschauplätzen, zuweilen mit versteckter Kamera. Somit bietet sich Gelegenheit, das New York der späten 1940er zu erkunden, als die Milchwagen noch von Pferden gezogen wurden. Ungewöhnlich auch, dass Produzent Mark Hellinger selbst den im Stil damaliger Dokumentarfilme gehaltenen Kommentar und eine Einführung spricht, in der er auf den besonderen Charakter der Dreharbeiten aufmerksam macht.

Dassin leitet ein mit Impressionen einer schwülen New Yorker Nacht. Für ein 26-jähriges Mannequin und den Kleinkriminellen Backalis wird es kein Morgen mehr geben. »Sieht aus wie ein schwerer Fall«, sagt wenig später der knorrige Lieutenant Muldoon und wird recht behalten. Die Ermittlungen führen kreuz und quer durch die Stadt, sind mit viel Laufarbeit verbunden. Andere Drehbuchautoren würden sie überspringen, hier haben sie ihren Reiz. Nur noch erahnbar ist die Absicht, soziale Gegensätze herauszuarbeiten. Sie wurde verworfen, nachdem Drehbuchautor Maltz und Regisseur Dassin ins Visier des Komitees für unamerikanische Umtriebe geraten waren.  

Der Film endet mit den Worten: »There are eight million stories in the naked city. This has been one of them.« Die ebenfalls an Originalschauplätzen gefilmte TV-Serie, dem damals aufkommenden Typus der semi­anthologischen Serie zugehörig, griff dieses Motto auf. Stars wie Mickey Rooney und Walter Matthau spielten Gastrollen, Jungmimen wie Dustin Hoffman, James Caan, Martin Sheen sammelten hier erste Erfahrungen.




VÖ: 29. April 2022

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