Ausstellung: Oskar Werner zum 100. Geburtstag
Oskar Werner in »Fahrenheit 451« (1966)
Oskar Werner verzaubert und fesselt bis heute Zuschauer und Zuhörer mit der Musikalität seiner weichen, sehr fluiden Stimme, dem österreichischen Timbre und seinem gerollten R. Die Ausstellung und der sehr lohnenswerte Katalog nähern sich dem Phänomen Werner mit drei Schlagworten: Mythos, Mensch, Kunst. Dabei greifen die Ausstellungsmacher*innen auf den persönlichen Nachlass von Oskar Werner zu, der viel über die Wünsche, Obsessionen und den Charakter des sehr schwierigen und komplexen Menschen und Künstlers verrät, der am 13. November 1922 in Wien als Oskar Josef Bschließmayer zur Welt kam.
In der Schule glänzte er nicht sonderlich, schrieb aber schon als Jugendlicher Gedichte, fühlte sich zur Welt des Theaters und Kinos hingezogen. Er wirkte als Statist in einigen Filmen mit und erhielt erste kleine Rollen am Theater. Dennoch wurde er eingezogen; er hasste das Militär, den Krieg und die Nazis und desertierte sogar kurz vor Kriegsende; mit seiner ersten Frau und der gemeinsamen Tochter geriet er zwischen den Fronten immer wieder in lebensbedrohliche Situationen. Nach dem Krieg begann seine Karriere vor allem am Theater. Oskar Werner wurde Burgschauspieler. Dem Theater galt fortan seine große Leidenschaft. Filme hat er meistens nur in Phasen gedreht, wenn er am Theater nicht oder nur wenig beschäftigt war.
Das Kino hat Oskar Werner jedoch weltberühmt gemacht, und aus seinen nicht üppigen 22 Filmen ragen vor allem internationale Produktionen wie Jules und Jim von Truffaut, Das Narrenschiff von Stanley Kramer, Lola Montez von Marcel Ophüls und der verhaltene psychologische Spionagethriller »Der Spion, der aus der Kälte kam« heraus. Selten spielte er Hauptrollen, doch er schaffte es, Figuren wie dem Schiffsarzt Schumann in »Das Narrenschiff« eine so eindringliche Präsenz zu verleihen, dass man von ihnen gefesselt ist – sie interessieren und beschäftigen den Zuschauer sofort.
Je erfolgreicher Oskar Werner wurde, desto mehr Mitspracherechte beim Drehbuch und seiner Rolle ließ er sich vertraglich zusichern. Damit galt Werner bei Regisseuren und Produzenten als schwierig, aber viele Resultate können sich einfach sehen lassen, ebenso wie die Vielseitigkeit seiner Rollenwahl. Wenn er in »Der Spion, der aus der Kälte kam« den ostdeutschen Stasiagenten Fiedler verkörpert, der Jude ist und seinen Vorgesetzten, einen Ex-Nazi, bekämpft, dann geht diese Figur über die gängigen Klischees um osteuropäische Geheimdienstmitarbeiter wohltuend hinaus.
In der Ausstellung werden Privatleben, Theaterkarriere, Hörspiele- und Plattenaufnahmen und Werners Filmkarriere fast gleichwertig behandelt. Dabei setzt man stark auf Briefe und Aufzeichnungen, die der exzentrische Star aufhob. Legendär sind die Absagen Oskar Werners, wenn er Visconti schreibt, warum er Wagner in »Ludwig II« nicht spielen will, ihn als »König des Kitschs« bezeichnet. Die Liste seiner nicht gedrehten Filme und Projekte ist denn auch lang und prominent. Tragisch im Leben und Werk von Oskar Werner war sein Scheitern. Er überwarf sich im Theater und Film mit vielen Regisseuren oder Produzenten und war alkoholsüchtig. Sein früher Tod 1984 verstärkte die Legende des »Frühvollendeten«.
Legendär bleibt sein filmisches Vermächtnis, und das Filmarchiv Austria hat mit »Der Engel mit der Posaune« , in dem Werner seine erste größere Rolle hatte, einen bemerkenswerten Film von Karl Hartl aus dem Jahr 1948 in einer restaurierten Fassung auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. In der Saga um eine österreichische Industriellenfamilie zwischen 1888 bis 1947 spielte er einen verlorenen Sohn, der sich den Nazis anschließt. An seiner Seite sieht man ehemalige Ufa-Stars wie Paula Wessely, aber auch die damals noch unbekannten Curd Jürgens oder Maria Schell. Der Film zog in Deutschland und Österreich ein Millionenpublikum an und ist es wert, wiederentdeckt zu werden. Oskar Werner ist und war ein Weltstar. Das macht diese Ausstellung zu seinem 100. Geburtstag mehr als deutlich.
Die Ausstellung im Wiener Metro Kulturhaus läuft bis 29.1. Viele von Oskar Werners Filmen sind im Museumsshop auf DVD erhältlich.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns