Buch-Tipp: Biographie des Lieddichters Robert Gilbert
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Seit Ausstrahlung der Serie »Babylon Berlin« scheint das Interesse an den Goldenen Zwanzigern grenzenlos zu sein und Verlage überbieten sich mit Veröffentlichungen. Ob diesem Phänomen geschuldet oder nicht – der Ch. Links-Verlag hat sich entschlossen, die 2016 erschienene Promotion von Christian Walther über den Lieddichter Robert Gilbert in einer überarbeiteten Fassung zu veröffentlichen. Das war eine gute Entscheidung!
Robert Gilbert ist heutzutage noch am ehesten bekannt durch seine deutschen Übersetzungen klassischer Musicals (Annie Get Your Gun, My Fair Lady, Cabaret) und durch Schlager, die in Erinnerung zu halten sich nicht zuletzt Max Raabe auf die Fahnen geschrieben hat: »Ein Freund, ein guter Freund«, »Das gibt's nur einmal«, »Die ganze Welt ist himmelblau«. Die Evergreens stammen häufig aus den Tonfilmoperetten der späten Weimarer Republik – Gilbert hat für unglaublich viele Filme die Liedtexte geschrieben. Erfreulicherweise veröffentlicht sein Biograf auch Beispiele für die politische Lyrik; die zahlreichen Gedichtsammlungen Robert Gilberts sind seit langen Jahren vergriffen.
Die Biografie von Christian Walther ist wissenschaftlich fundiert, exzellent gearbeitet und trotzdem ein Lesevergnügen. Die biografischen Details des politisch links stehenden jüdischen Berliners und Emigranten, erfolgreichen Remigranten und unberechenbaren Familienmenschen sind eingebettet in den zeitgeschichtlichen Kontext. Seine Memoiren, sollte er sie schreiben, würden »eine Menge Leute zur Verzweiflung treiben«, hat Robert Gilbert gedichtet. Verzweiflung ist angesichts dieser glänzend gelungenen Biografie gänzlich unangebracht.
Christian Walther: Ein Freund, ein guter Freund. Robert Gilbert – Lieddichter zwischen Schlager und Weltrevolution. Mit e. Vorw. v. Max Raabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2019. 366 S., 14,99 €.
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