Buch-Tipp: Am Erker – Mit verbundenen Augen
Mehr als 40 Jahre gibt es die kleine feine Literaturzeitschrift »Am Erker« schon. Die aktuelle Ausgabe ist dem Film gewidmet. Auf ganz persönliche, emotionale Weise: Hier erinnern sich Autoren und Autorinnen mehrerer Generationen an Seherfahrungen, die sie geprägt haben. Viele Texte stammen aus einer Zeit, in die aufregendsten Filme noch scheue Rehe waren: aufgespürt im Spätprogramm der ARD, als die Eltern aus waren und die Geschwister schliefen, erjagt im Bahnhofs- oder Dorfkino.
Das Liebhaber-Spektrum reicht von Antonioni bis Tarantino, von Emma Peel bis zur »Heimat«; Brad Pitt isst, Nicolas Cage weint, James Mason flüchtet blutend durch Belfast, Scarlett begehrt Ashley... Man merkt, dass ziemlich viele Schriftsteller am Werk sind; die Texte sind eigenwillig, impressionistisch, oder als Close Reading angelegt. Für Cineasten besonders vergnüglich ist der Band, weil er wie ein Quiz funktioniert: »schwarz-weiße Nacht«, zwei Kinder, Boot, Reiter... Klingelt was? Empfehlenswert auch das Interview mit dem Romancier Markus Orths: kompetente »Abschweifungen« über den Dialog im Film, Stan Laurel, Kubrick, »Breaking Bad«.
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