Serien-Tipp: »Exit«

»Exit« (Serie, 2019). © Koch Films

»Exit« (Serie, 2019). © Koch Films

Zynisches Business

Seine erste Million habe er mit 30 verdient, da sei es schwer, noch Herausforderungen zu finden, die einem einen Kick verschaffen: Adam Veile steht Rede und Antwort für die Coverstory eines Wirtschaftsmagazins, in der er mit seinen drei Freunden Jeppe, William und Henrik als hypererfolgreiches Investment-Banker-Quartett vorgestellt wird. Ganz großes Selbstdarstellungstheater in geräumigen Designervillen und verglasten Büros hoch über der Stadt. Die Serie »Exit« basiert auf ähnlichen Gesprächen: »2017 erzählten uns vier Börsenmakler aus Oslo ihre Geschichten. Diese Serie basiert auf diesen Treffen und auf Unterhaltungen mit anderen aus dem gleichen Umfeld«, heißt es im Vorspann jeder Folge, die ersten vier sind jeweils einem der vier gewidmet, davon ausgehend wuchern und vernetzen sich ihre Geschichten über weitere fünf Folgen. Adam spricht davon, wie sehr er seine schöne Frau liebe, zieht sich aber regelmäßig mit seinen Kumpels, Edelprostituierten und Unmengen von Kokain und Alkohol zu hemmungslosen Exzessen in ein eigens dafür angeschafftes Junggesellenappartement zurück. Seit fünf Jahren versucht Adam angeblich, mit seiner Frau ein Kind zu zeugen, verschweigt ihr allerdings, dass er sich heimlich sterilisieren lassen hat.

Spätestens seit seiner komödiantischen Serie »Dag« über einen Paartherapeuten und seine eigenen Beziehungskrisen (u. a. mit Tuva Novotny und Rolf Lassgard) gilt Autor und Regisseur Øystein Karlsen als Wunderkind der norwegischen Film- und Serienszene. »Exit« ist sein bisher düsterstes Werk, das seinen Ruf weit über Norwegen hinaus getragen hat. Nachdem Martin Scorsese, Adam Mc Kay und J.C. Chandor in Filmen wie »Wolf of Wall Street«, »The Big Short« und »Margin Call« die Abgründe des Finanzgeschäftes ausgelotet haben, ging das korrupte Bankenwesen auch immer wieder in Serie, unter anderem in »Billions«, »Bad Banks«, »Capitol City« und »Les District de Banques«. Das Beste, das diese Geschichten für ihre zynisch hedonistischen Protagonisten tun können, ist, den faszinierenden Sog spürbar zu machen, der ihnen die Bodenhaftung nimmt und sie in den Abgrund zieht.

 

Exit, Norwegen 2019, R: Øystein Karlsen. Da: Simon J. Berger, Agnes Kittelsen, Pal Sverre Hagen, Tobias Santelmann. Anbieter: Koch Films.

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