Buch-Tipp: Wim Wenders – Sofort Bilder

Wim Wenders ist Filmregisseur, Fotograf, Autor. In jeder dieser Sparten hat er bemerkenswerte, oft außerordentliche Werke geschaffen. In seinem neuen Buch »Sofort Bilder« sind diese Ausdrucksformen vereint. Der Band ist eine Zeitreise, beginnend in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, endend in den achtzigern. Reisebegleiter sind die Sofort-Bilder, aufgenommen mit Polaroid-Kameras. Sie sind, so Wenders, keine Kunstwerke, sondern kleinformatige Dokumente und Unikate. Nach einer Minute Entwicklungszeit hat man das Bild in der Hand.

Über 400 enthält der Band. Erstaunlich aber, wieviel Kunst man den Bildern entlocken kann: Extrem vergrößert auf Doppelseiten des Buchs verwandeln sich Landschafts- und Stadtaufnahmen in fast surreale Traumbilder, faszinierend gerade durch ihre Unschärfe.

Die Zeitreise war auch eine Entdeckungsreise. Wenders, wie viele deutsche Filmleute, Künstler oder Journalisten damals, entdeckte die USA für sich, New York, Kalifornien, Chicago, lernte Filmregisseure und Schauspieler wie Samuel Fuller, Nicholas Ray, Dennis Hopper kennen, außerdem die Fotografin Annie Leibovitz, die Porträtaufnahmen von Wenders machte; sieben davon findet man in dem Band. Wenders schreibt sehr persönlich, sehr anschaulich: Es ist ein Vergnügen, die 36 Geschichten des Buchs zu lesen. Spannend auch seine Erinnerungen an Dreharbeiten, besonders zu »Der amerikanische Freund« mit Dennis Hopper und Bruno Ganz, der allerdings in Hamburg entstand.

Dramatischer Höhepunkt des Bandes ist ein Tag bei Samuel Fuller, »ein Wendepunkt in meinem Leben«. Fuller brachte Wenders dazu, einen Film, der schon finanziert war, unbedingt zu drehen, auch wenn er selbst an dem Projekt zweifelte. Emotionaler Höhepunkt: der 8. Oktober 1980, der Tag an dem John Lennon starb. Wenders »begann zu weinen wie nie zuvor«. Für ihn war es »das Ende einer ganzen Ära, unserer Jugend.«

Wim Wenders – Sofort Bilder. Schirmer/Mosel, München 2017.
320 S., 435 Abb. 49,80€.

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