DVD-Tipp: Die Reihe »Creature Feature«

Alles begann mit dem übergroßen weißen Hai, den Steven Spielberg 1975 auf Bewohner und Touristen einer abgelegenen Inselgemeinde losließ. In der Folge eröffnete sich dem Exploitation-Kino der siebziger Jahre ein ganz neues Experimentierfeld, die Umweltsünder der boomenden Weltwirtschaft beerbten die mad scientists der zwanziger und dreißiger Jahre. Es waren bizarre Mutationen, die durch radioaktive Verseuchung, den übermäßigen Gebrauch des Insektenvernichtungsmittels DDT oder als Folge unkontrollierter Experimente mit biologischen Waffen für den aussichtslosen Vietnamkrieg entstanden. Und gerade in Zeiten, in denen die CGI-Tüftler jede Fantasie in täuschend echte Wirklichkeit verwandeln können, hat es einen besonderen Reiz, den Filmemachern noch einmal dabei zuzuschauen, wie sie einst mit viel Gummi, literweise Kunstblut und echten Insekten bastelten und improvisierten. In der Serie »Creature Feature« macht Koch Media grandiose B-Movie-Perlen wie »Piranhas« oft mit Booklets und Audiokommentaren ausgestattet wieder zugänglich.

»Mörderspinnen« (1977). © Koch Media

Dabei erwiesen nur wenige Regisseure dem Original auf so souverän augenzwinkernde Weise ihre Reverenz wie Joe Dante in Piranhas, wo die Detektivin vor der Suche nach einem verschwundenen Pärchen noch am Bildschirm mit einem Piktogramm-Hai Jagd auf hilflose Schwimmer macht. »Das Monster sollte ziemlich früh im Film jemanden umbringen und dann weiter in regelmäßigen Intervallen den ganzen Film hindurch«, erklärt Produzent Roger Corman in der Bonusdokumentation über sein Lebenswerk, »Ufos, Sex und Monster«: »Der erste Kill sollte ein echter Schocker sein. Danach kann es etwas weniger schockierend sein, und dann muss sich am Höhepunkt natürlich noch mal die ganze Leinwand mit Blut füllen!« Man kann sich also auf etwas gefasst machen, wenn sich der junge Mann und die junge Frau nachts ins abgeriegelte Militärgelände schleichen und im grünlichen Laborlicht ins Becken fallen lassen . . . Sehr schön ist auch, wenn Joe Dante im Bonusinterview erzählt, dass sie sich was einfallen lassen mussten, um die Leute nach dem ersten Auftauchen der Killerfische auf plausible Weise wieder ins Wasser zu kriegen. 

»In der Gewalt der Riesenameisen« (1977). © Koch Media

Ansonsten wiederholen sich die Muster der Ausbreitung, vom ersten vereinzelten Auftreten zum unkontrollierten Massenangriff, mit Vorliebe auf eine große Familienveranstaltung im Freien. Beliebtes Motiv ist auch die Annäherung aus der Perspektive der unsichtbaren Angreifer, an der Wasseroberfläche, durch raschelndes Gras oder knackendes Gehölz, zum Beispiel in der H.-G.-Wells-Verfilmung »In der Gewalt der Riesenameisen« von Bert I. Gordon (Empire of the Ants, 1977). Der Film beginnt wie eine Naturdokumentation, um sich dann als Umweltkatastrophenfilm mit Anklängen an eine Alien-Invasion zu erweisen, denn mit ihren Pheromon-Nebeln zwingen die radioaktiv mutierten Ameisen den Menschen in bedingungslosen Gehorsam. Die Ameisenszenen musste Gordon mit besonders gefährlich aussehenden Ameisen in Panama drehen und dann per Splitscreen und Bluescreen mit den amerikanischen Szenerien verbinden, da sie nicht importiert werden durften. Da der Audiokommentar-Interviewer einige Mühe hat, den wortkarg pragmatischen Regisseur zum Sprechen zu bekommen (»Welche Anweisungen haben Sie dem Ameisentrainer gegeben?« – »Halten Sie die Ameisen von mir fern!«), schwärmt er stattdessen hemmungslos von der nass durch den Dschungel hetzenden Joan Collins. Bei den Dreharbeiten zu »Mörderspinnen« (Kingdom of the Spiders, 1977) hatte John B. Cardos wiederum ganz andere Probleme: Im Unterschied zu den durch DDT mutierten Taranteln des Films neigten die 5000 in Mexiko erworbenen Laiendarsteller nämlich artgemäß nicht zur Kolonisation, sondern zum Kannibalismus.

Creature Feature- Veröffentlichungen

»PIRANHAS« (Bestellmöglichkeit DVD | BD)

»KINGDOM OF THE SPIDERS« (Bestellmöglichkeit DVD)

»EMPIRE OF THE ANTS« (Bestellmöglichkeit DVD | BD)

»TENTACOLI« (Bestellmöglichkeit DVD | BD)