Film des Monats November »Body«
Als Untersuchungsrichter wird Janusz ständig mit Extremen konfrontiert: Selbstmorde, Morde, Beziehungsdramen. Seine berufliche Aufgabe besteht in der präzisen Recherche der Taten, nicht im Verständnis von Gefühlen. Er arbeitet viel und hat wenig Zeit für seine magersüchtige Tochter Olga, die ihrer verstorbenen Mutter nachtrauert. Janusz steht Olga hilflos gegenüber und befürchtet, dass sie sich das Leben nehmen könnte. Deshalb lässt er sie in eine Klinik einweisen, in der die Psychologin Anna arbeitet. Diese hat vor einiger Zeit ihr Baby durch plötzlichen Kindstod verloren, schließt sich mit ihrem großen Hund in ihrer Wohnung ein und beschwört Geister, die aus dem Jenseits zu den Lebenden sprechen. In der Therapie äußert sich die Wut von Olga auf ihren Vater, der sie mit dem traumatischen Verlust der Mutter alleine lässt. Anna versucht, Vater und Tochter zu helfen und als Medium einen Kontakt zur Verstorbenen herzustellen. Die gemeinsame Sitzung nimmt eine überraschende Wende: Janusz und Olga öffnen sich neu füreinander.
Der Verlust von geliebten Menschen hinterlässt bei den Hinterbliebenen oft tiefe körperliche und seelische Spuren. Janusz verweigert zwischenmenschliche Nähe, Olgas Magersucht, mit der sie ihren Körper verleugnet, verrät ungestillte Sehnsucht, Anna will durch esoterische Geisterbeschwörung zurückholen, was unwiederbringlich verloren ist. Den Körpern sind Trauer und Wut, Verlangen und Wünsche eingeschrieben. Sensibel erzählt die polnische Regisseurin Malgorzata Szumowska von dem inneren Drama ihrer Figuren, die nach einem Weg aus ihrer Einsamkeit und ihrer Verschlossenheit suchen und dabei zueinanderfinden. Der Film ermutigt zur aufmerksamen Wahrnehmung der Körpersprache, die mehr über das Innenleben erzählt, als es auf den ersten Blick scheint. Wie seelische Verletzungen jenseits von Zuwendung, Vertrauen und befreiender Selbstdistanz heilen können, hält er in der Schwebe. Der Konflikt zwischen Rationalität und Geisterglauben wird nicht gelöst, sondern dem Humor, dem Mitgefühl und der Fantasie der Akteure und Zuschauer anvertraut.
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