DVD-Tipp: »Charley Varrick – Der große Coup«
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Für Charley Varrick, seine Frau und ihren viel jüngeren Komplizen ist der Überfall auf eine kleine Bank im Nirgendwo keine ganz große Sache: Schnell und sauber soll er ablaufen und einen überschaubaren Geldbetrag einbringen. Doch schon diese Anfangsszene endet in einem blutigen Desaster und mit dem Tod von Charleys Frau. Von da an wird nichts besser. Denn die erstaunliche Beute von 750 000 Dollar ist Mafiageld. Joe Don Baker spielt den Killer namens Molly, der nun mit Stetson auf dem Haupt und Pfeife im Mund Jagd auf die Räuber macht – einer der ikonischsten Filmbösewichte der 1970er Jahre. Eindrucksvolle Präsenz, lakonisch und durchtrieben, zeigt ebenso Walter Matthau in der Titelrolle, doch auch die Nebenfiguren sind durchweg glänzend besetzt.
Endlich liegt nun diese Perle aus dem Schaffen des legendären Don Siegel auf BluRay vor, in brillanter Bildqualität, die die weiten Landschaften New Mexicos ebenso zur Geltung kommen lässt wie die immer noch sehr mitreißenden Actionszenen, etwa das Duell zwischen einem Doppeldecker und einem Auto. Siegel reduziert seine zunächst so fatalistisch daherkommende, am Ende aber überraschende Geschichte konsequent auf das Wesentliche, erzählt geradlinig, wortkarg und mit sardonischem Humor. Beeindruckend ist auch das Rhythmusgefühl, der subtile Spannungsaufbau zwischen ruhigen, auf die Figuren konzentrierten Passagen und den Ausbrüchen roher Gewalt. Kongenial akzentuiert von Lalo Schifrins Soundtrack, wirkt »Charley Varrick« heute wie eine Quintessenz der raueren Sorte 70er-Jahre-Thriller.
Neben der eher überflüssigen viertelstündigen Super-8-Fassung des Films bietet die BluRay noch ein informatives Booklet und eine Dokumentation von Robert Fischer, die in 72 Minuten mit Interviews von Mitwirkenden die Entstehung des Films beleuchtet und Don Siegel als »The Last of the Independents« porträtiert – das großartige »Bonbon« dieser sehr gelungenen Edition, die zudem Lust macht, auch gleich noch mal »No Country For Old Men« der Coen-Brüder zu schauen. Denn die haben sich weidlich von Atmosphäre und Szenerie von »Charley Varrick« inspirieren lassen.
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