Kritik zu Flash of Genius
In einer längst vergangenen Epoche, als Automobilunternehmen noch eigenständig wirtschafteten und nicht am Tropf des Staates hingen, meinte ein mächtiger Konzern, einem verhuschten Professor seine Erfindung abluchsen zu können
Das Filmdebüt des Produzenten Marc Abraham (»Children of Men«) führt ins Zeitalter der Fließbandproduktion von Autos, in die sechziger Jahre nach Detroit. Professor Robert Kearns (Greg Kinnear) entwickelt in seiner Freizeit den Intervallscheibenwischer in der heimischen Werkstatt. Drei Unternehmen arbeiten zu jener Zeit an der nützlichen Motorik. Dem sechsfachen Familienvater gelingt es zuerst, einen Prototypen herzustellen, der Regenwasser in Intervallen von der Scheibe fegt. Bei einem Treffen mit Vertretern der Firma Ford demonstriert der Heimwerker aufgeregt, dass er das Problem lösen konnte, an dem ihre Forscher seit Jahren basteln. Ford will ihn seine Erfindung produzieren lassen, verlangt aber, dass er sein Modell vorab zur Verfügung stellt. Kearns zögert. Aber, wow, es handelt sich schließlich um Ford, und der Erfolg ist zum Greifen nah.
So weit schildert der Film den amerikanischen Traum vom Aufstieg aus dem Reihenhäuschen ins Big Business. Während Kearns mit Ehefrau Phyllis (als duldsame Figur mit Lauren Graham besetzt) und den Kindern die Realisierung seiner Idee, den Scheibenwischer selbst zu produzieren, feiert und bereits Verträge mit Zulieferern schließt und Werkshallen mietet, hat Ford andere Pläne. Die Firma zieht sich zurück und stellt den Scheibenwischer klammheimlich in Eigenregie her.
In Detroit will es sich keiner mit dem Industriegiganten verscherzen. Kearns' Jugendfreund, der den Kontakt vermittelte, wirbt angesichts des Einflusses von Ford für einen Kompromiss. Doch der Erfinder – hier wechselt der Film schnurstracks die Spur und geht über zum Melodram – beharrt auf seinem Urheberrecht und wirft sich wie ein verbissener David in den Kampf gegen einen entspannten Goliath. Es geht Kearns nicht in erster Linie ums Geld. Im Verlauf der zwölf Jahre anhaltenden Auseinandersetzungen werden ihm Summen in schwindelerregender Höhe angeboten. Es geht ihm um Gerechtigkeit. Er fühlt sich betrogen und streitet bis zur mentalen Erschöpfung gegen das Unternehmen. In einer emotionalen Klammer skizziert der in einem verwaschenen Sepiaton gehaltene Film den persönlichen Verlust, den Kearns' Hartnäckigkeit mit sich bringt. Seine Familie zerbricht am Berufsethos des Ingenieurs. »Wir waren eine Familie, kein Unternehmen«, sagt der älteste Sohn zu seinem Vater, als dieser für das juristische Verfahren Unterstützung sucht und an den familiären Korpsgeist appelliert.
Das letzte Drittel des Films, dessen zähe, aber triumphale Fanfare im Gerichtssaal, erschiene wie eine Modifikation von »Erin Brockovich« – mit einer deutlich weniger angenehmen Hauptfigur –, basierte es nicht auf der Lebensgeschichte von Robert Kearns, der Ford in die Knie und zu einer Zahlung von knapp 19 Millionen Dollar zwang. Wichtiger als diese Summe war dem 2005 verstorbenen Professor die Rehabilitierung seiner Erfindungsleistung durch das Gericht, das die Patentverletzung anerkannte.
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