Kritik zu Am Ende ein Fest

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Sterbehilfe ist inzwischen ein Standardthema des Kinos. Und zumeist erwischt es die Menschen vor der Zeit. Dieser erstaunlich heitere und bewundernswert kluge Film aus Israel aber verortet das Thema da, wo es hingehört: im hohen Alter

Bewertung: 4
Leserbewertung
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3.3 (Stimmen: 3)

Gleich die erste Szene demonstriert große Drehbuchkunst. Da telefoniert der alte Tüftler Yehezkel (Ze'ev Revach) mit einer Nachbarin aus seinem Jerusalemer Altenheim. Den Apparat hat er so manipuliert, dass seine Stimme tief und voluminös klingt, und die lebensmüde alte Dame glaubt prompt, den lieben Gott persönlich an der Strippe zu haben. Sie möge bitte durchhalten und noch eine Weile weiterleben, verkündet Yehezkel, im Himmel seien momentan leider keine Plätze frei. Das überzeugt die tattrige Frau, doch als Gott sie schön von ihrem verstorbenen Gatten grüßt, protestiert sie: »Ich war nie verheiratet.«

Dem israelischen Autoren- und Regisseursduo Tal Granit und Sharon Maymon gelingt es hier mit leichter Hand, die schweren Sujets ihres Films zu etablieren: das Leben mit dem nahenden Tod, die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt, die Option einer freien Entscheidung. Zugleich unterstreichen sie, dass sich damit sehr wohl spaßen lässt. »Am Ende ein Fest« schafft das Kunststück, das Thema Sterbehilfe differenziert und schonungslos zu betrachten, frei von Rührseligkeit und Klischees, und dabei warm, bewegend und humorvoll daherzukommen.

Eingangs nutzt Yehezkel seine technischen Fertigkeiten noch für eine lebensverlängernde Maßnahme, doch schon bald wird er genau das Gegenteil tun. Sein Freund Max (Shmuel Wolf) liegt mit unerträglichen Schmerzen im Krankenhaus, und geht es nach den Ärzten, wird er noch drei Monate weiterleiden, ohne dass etwas für ihn getan werden könnte. Als Max' Frau Yana (Aliza Rosen) Yehezkel anfleht, Sterbehilfe zu leisten, stellen sich ihm, seiner Frau Levana (Levana Finkelstein) und dem hinzugezogenen ehemaligen Tierarzt Dr. Daniel (Ilan Dar) schwierige Fragen – die schnöden nach der technischen Machbarkeit, die juristischen nach den möglichen Konsequenzen und die moralischen nach Lizenz und Legitimität. Ihre Lösung verteilt die Verantwortung gleichmäßig auf alle Schultern: Yehezkel baut mit Hilfe von Daniels Medikamenten einen Apparat, den Max selbst per Knopfdruck auslösen kann und der ihm einen würdevollen, schmerzfreien Abschied erlaubt.

Erst eine halbe Filmstunde ist da vergangen. Granit und Maymon versetzen den Moment mit ein wenig Sterbebett-Slapstick und lassen kurz darauf eine köstliche Konfrontation mit einem Motorrad-Cop folgen, der die Tränen der aufgewühlten Seniorengang als Reaktion auf seinen Strafzettel fehlinterpretiert. Das Lachen darüber bleibt uns allerdings im Halse stecken: Auf Yehezkels ersten Gewissenskonflikt werden bald noch weitere folgen.

Die Inszenierung dieses in jeder Hinsicht delikaten Films zeugt durchweg von Sorgfalt und Präzision. Sie profitiert von den erlesenen Bildern des Kameramanns Tobias Hochstein und von einem grandiosen Schauspielerensemble, das dankbar die seltene Chance nutzt, Altersrollen vielschichtig und abwechslungsreich zu gestalten. Anders als etwa Michael Hanekes strengerer Liebe gewinnt dieser Film dem unvermeidbaren Ende bei aller Traurigkeit auch etwas Heiteres und Hoffnungsvolles ab.

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