DVD-Tipp: »Peaky Blinders« Staffel 1

Trailer englisch © BBC2

Gangsterwestern

Aus dem Ersten Weltkrieg ist Thomas Shelby traumatisiert zurückgekommen. Im heimischen Birmingham versucht der Kleinkriminelle zusammen mit seinen Brüdern, der berüchtigten Peaky-Blinders-Gang wieder neuen Elan zu verpassen. Bisher hat man von Raub, Erpressung und fingierten Pferdewetten gelebt. Nun fällt den Brüdern fast zufällig eine Ladung Waffen in die Hände, die Begehrlichkeiten bei der IRA weckt. Im fernen London wütet Kriegsminister Winston Churchill und schickt seinen Mann fürs Grobe, den Ermittler Campbell. Doch der kommt nicht allein. Er hat die hübsche, leicht rätselhafte Grace mitgebracht, die auf Tommy Shelby angesetzt wird.

Ziemlich viel Stoff für die sechs Folgen der ersten Staffel, und zunächst punkten vor allem die Darsteller. Cillian Murphy als Gangleader gibt eine innerlich zerrissene wie ultracoole Hauptfigur ab. Er ist der cleverste von vier Brüdern und einer Schwester, hat einen ausgeprägten Familiensinn und möchte die Peaky Blinders auch über Birmingham hinaus etablieren.

Sam Neill als Campbell spielt einen überaus brutalen, unnachgiebigen Diener der Krone, mit einem Schwachpunkt: Er hegt mehr als nur väterliche Gefühle für Grace. Die wird sehr überzeugend von Annabelle Wallis (bekannt aus den Serien »Pan Am«, »Fleming«) verkörpert, die in dieser Männergeschichte zusammen mit der hervorragenden Helen McCrory als taffe Tante Polly ein starkes Frauenduo abgibt.

Beide bilden mit ihrer Klugheit, ihrer Gerissenheit und ihrem weiblichen Charme ein willkommenes Gegengewicht zu den oft sehr simpel gestrickten großen Jungs.

Stilistisch ist diese von Steven Knight (Regisseur von »No Turning Back«) konzipierte Serie ein wilder Mischmasch aus Westernelementen in Zeitlupe, Anleihen bei Tarantino, mal düsteren, dann wieder fast zu gelackten Bildern in Werbeästhetik. Das ist gewöhnungsbedürftig und wirkt mitunter angeberisch, hebt die Serie aber auch optisch weit über den BBC-Durchschnitt. Der gewollte Anachronismus drückt sich vor allem im exzellenten Soundtrack aus. Nick Cave steuert den hypnotischen Titelsong bei, und zu Beginn der zweiten Staffel ertönen die verspielten Balladen von P. J. Harvey.

Soeben ist nach dem ungemein spannenden Cliffhanger am Ende der ersten sechs Episoden die zweite Staffel auf Bluray erschienen. Neu dabei ist der Star des Jahres Tom Hardy als jüdischer Gangster. Kein Wunder, dass diese Originalserie von BBC 2 nun auch von Harvey Weinstein und Netflix unterstützt wird. Eine dritte Staffel wird gerade gedreht. 

 

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