Kritik zu Brand

© Zorro

Auch der wie immer sehenswerte Josef Bierbichler (Wintererreise, Der Knochenmann) kann Thomas Roths Drama um einen Schriftsteller im Abseits, seine krebskranke Frau und eine rätselhafte Affäre nicht retten

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Was dieser Film sein will, wird nie so recht klar. Die kühle Beschreibung einer fatalen Kettenreaktion? Ein trauriges Drama über das Ende einer Ehe? Ein deutscher Versuch in Sachen Film noir? Oder doch bloß die Tragödie eines lächerlichen Mannes?

Brand (Josef Bierbichler) heißt er, und vielleicht soll der Name ja annoncieren, dass sich etwas entzündet im Lauf der Geschichte, dass, metaphorisch gesprochen, irgendwann alles in Flammen aufgehen wird. Am Anfang jedenfalls ist Brand schon ziemlich am Ende, ein Schriftsteller, dem die Worte fehlen, ein Ehemann, der seine Frau belügt, ein in die Jahre Gekommener, dem Geld und Perspektiven schwinden. All das verbirgt er hinter einer störrisch-virilen Fassade, hinter vermeintlicher Unbeirrbarkeit; er ist ein Meister der Ausflucht. Anstatt zu schreiben, macht er Fotos mit einer Spiegelreflexkamera, mit der er verschmolzen ist, als wäre sie ein zusätzlicher Körperteil. Den Fragen der krebskranken Martha (Erika Deutinger) nach den stillen Reserven, die er längst für ihre Behandlung verbraucht hat, weicht er aus; teils um sie nicht zu beunruhigen, teils um sich selbst den Ernst der Lage nicht eingestehen zu müssen.

Wenn er das müde, kraftlose Gesicht seiner schlafenden Frau fotografiert, um ihren Todeskampf zu dokumentieren, hat das etwas Morbides. Sie ist ihm zum Motiv geworden, zum austauschbaren Objekt, das er genauso fasziniert ablichtet wie den Leichnam einer alten Frau, die ihm im Krankenhaus zufällig vor die Linse kommt. Autor und Regisseur Thomas Roth unternimmt keinerlei Anstrengungen, dieses Beobachterthema näher zu beleuchten. Brand fotografiert einfach nur manisch, als könne er nicht anders; wenn er später erotische Bilder von der Krankenschwester Angela (Angela Gregovic) aufnimmt, wird es vollends beliebig, und man hört bereits die Plotmechanik knirschen. Am Ende beurkunden die Bilder Brands Fehltritte und bringen ihm zusätzliche Schwierigkeiten.

Roths Drehbuch beschreibt eine Abwärtsspirale; die Schritte auf dem Weg zum Abgrund wirken allerdings konstruiert und bemüht. Was die attraktive Angela in dem bärbeißigen, mindestens doppelt so alten Autor zu finden hofft, bleibt im Unklaren, und dass sich zwischen den beiden so etwas wie Leidenschaft entwickelt, ist eine Behauptung, die der Film nicht zu belegen weiß. Eine zwingende Attraktion wäre aber Bedingung gewesen, um die Folgen dieser verhängnisvollen Affäre glaubwürdig zu machen. Wenn Angelas Mann (Denis Moschitto) auf den Plan tritt, wird es nämlich vollends krude. Celik ist ein türkischstämmiger Kriminalpolizist, der auftritt, als entstamme er dem Rotlichtmilieu. Er erweist sich als überaus eiferund rachsüchtig, wobei nicht klar wird, ob er Brand in eine raffinierte Falle lockt oder doch bloß von blinder Wut getrieben ist.

Dass man all den zunehmend lächerlichen Verwicklungen überhaupt noch folgt, verdankt der Film nur Josef Bierbichler in der Titelrolle. Mit seinem knorrigen Charme, seiner trotzigen Individualität verleiht er Brand etwas von jener Glaubwürdigkeit, die Drehbuch und Inszenierung schuldig bleiben. Allein, was der Film sein will, kann auch er uns nicht verraten.

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