E-Mail an... Jessica Hausner
Jessica Hausner, 42, gehört zu den Gründern der österreichischen Autorenfilmfirma coop99. Ihr erster Langfilm war Lovely Rita, Lourdes lief im Wettbewerb von Venedig. Amour fou startet in diesem Monat
Ihr erster Film?
»E.T.«, da war ich wohl 8, mit meiner Familie in der Mödlinger Bühne, so hieß das Kino der Kleinstadt, in der ich aufwuchs. Ich erinnere mich daran, wie riesig mir der Saal vorkam und dass wir herrliches Gummizeug naschten.
Welchen Film schauen Sie immer wieder?
Filme, die ich öfter anschaue, haben mit meiner Arbeit zu tun. Ich will mir dann etwas genauer anschauen oder verstehen, wie etwas gemacht wurde. Oder die Dramaturgie analysieren. Dabei stoße ich durchaus immer wieder auf alte Bekannte: Ordet von Dreyer, Der diskrete Charme der Bourgeoisie von Buñuel, Meshes of the Afternoon von Maya Deren sind Filme, die mich begleiten. Aber es hängt eben davon ab, woran ich selbst gerade arbeite – im Moment schaue ich mir die Harun-Farocki-Filme wieder an.
Welche Fernsehserie verfolgen Sie gerade?
Lie to Me mit Tim Roth. Auf den Geschmack gekommen bin ich durch In Treatment, die ich nach wie vor für eine der spannendsten dieser HBO-Serien halte. Sehr originell und klug. Homeland war auch sehr gut.
Welcher Film hat Sie zuletzt beeindruckt?
Melancholia von Lars von Trier. Ich fand es unglaublich stark, dass die depressive Frau – Kirsten Dunst – im zweiten Teil quasi die kompetentere Person ist. Weltuntergang, damit kann sie umgehen! Ihre Depression hatte damit zu tun, dass davor alle so getan haben, als wäre das Leben sinnvoll und ewig; sie konnte diese Lüge nicht schlucken. Die Wahrheit aber, die Endlichkeit, kann sie ertragen!
Ihr/e Lieblingschauspieler/schauspielerin?
Es gibt im Moment zwei junge Schauspielerinnen, die mich sehr interessieren: Mia Wasikowska und Alba Rohrwacher. Ich habe ein Faible für Frauenfiguren, die fragil und sensibel wirken, aber zugleich eine enorme Kraft und Härte oder Stärke entwickeln. Man nennt das auch passiv-aggressiv. Auf jeden Fall verbirgt sich etwas Abgründiges hinter der mädchenhaften Fassade.
Ein Lieblingsfilm, der ein bisschen peinlich ist?
Das kommt darauf an, warum etwas peinlich sein soll – meistens ist es das, was eine Wahrheit über einen selbst aufdeckt, die man gerne geheim gehalten hätte. In meinem Fall könnte diese Wahrheit sein, dass ich als Arthouse-Filmemacherin sehr gerne Science-Fiction- und Horrorfilme ansehe, wie Planet der Affen oder Alien. Ich hoffe allerdings, dass diese Filme eines Tages Einfluss auf mein Schaffen haben!
Ihr Lebensmotto? Oder Lieblingszitat?
»Der Wind weht, wo er will« aus dem Johannesevangelium. In einem Film von Robert Bresson wird der Vers als Motto vorangestellt – ich glaube in Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen. Mich rührt dieser Satz, weil er eine menschliche Hilflosigkeit den Ereignissen gegenüber ausdrückt und zugleich hoffnungsvoll ist.
Der beste Platz im Kino?
Am Rand, hinten.
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