Kritik zu Schutzengel

© Warner Bros.

Nach Komödien erprobt sich Til Schweiger mit einem Actiondrama, in dem er erneut mit einer seiner Töchter vor die Kamera tritt

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Mut und Spielfreude kann man Til Schweiger nicht absprechen. Schon vor seinen erfolgreichen Komödien versuchte er sich an Thrillern, die den Wunsch nach unterhaltsamem Kintopp Made in Germany verrieten. Sein neuer Film scheint sich mehr am nihilistischen Flair französischer Krimis à la Der Profi zu orientieren als an amerikanischer Action – obwohl das deutsche Tatütata von US-Sirenen abgelöst wurde, weil das dramatischer klingt. Das ist zwar nicht authentisch, beweist aber eine Unbefangenheit in der Wahl der Mittel, die durchaus sympathisch ist. Deshalb ist es umso ärgerlicher, wenn das Spektakel nach spannendem Beginn durch seine innere Unlogik in sich zusammenfällt und sich zum ebenso langatmigen wie sendungsbewussten B-Movie mit unfreiwillig komischer Note entwickelt.

Es geht um das entflohene Heimkind Nina (Schweigers Tochter Luna), das in einem Luxushotel zur Zeugin eines Mordes wird, bei dem Waffenhändler Backer (Heiner Lauterbach), eher aus Versehen, einen Hotelangestellten erschossen hat. Backer kontaktiert alte Seilschaften, um seine Freilassung auf Kaution zu erreichen und die halbwüchsige Zeugin auszuschalten. Nina kommt ins Zeugenschutzprogramm, doch ihr Versteck ist schnell enttarnt. Ihr Aufpasser, Exelitesoldat Max (Schweiger selbst), beschließt, sie auf eigene Faust zu schützen und taucht ab. Zunächst findet das Duo bei Max’ Kriegskamerad und dann bei seiner alten Flamme, einer Staatsanwältin, Unterschlupf.

Erfreulich sind die Kurzauftritte namhafter Darsteller, darunter der stets wunderbare Herbert Knaup als desillusionierter Polizeichef, Heiner Lauterbach als zynischer Schurke, und Moritz Bleibtreu als lockerer Kriegsveteran ohne Beine. Smarte Dialoge und der gekonnte Einsatz von Berliner Schauplätzen sorgen für eine flotte Gangart. Doch ungefähr nach der Hälfte, nachdem Max die erste Armada von Backers Killern im Kugelhagel durchsiebt hat, merkt man, dass etwas fehlt, nämlich jene Erzählebene, in der die Polizei ermittelt.

Wegen, man muss es leider so ausdrücken, Schweigers Selbstbesoffenheit wandelt sich der Thriller stattdessen zur losgelösten One- Man-Show, deren Logiklöcher so groß sind, dass Hannibal seine Elefanten durchtreiben könnte. So wechselt die Handlung größtenteils zwischen knatterndem »Ratatat« und besinnlichen Vater-Tochter-Gesprächen mit, penetranten Nahaufnahmen zu elegischer Musik. Mal liefert Tochter Luna, die von Papa die nuschelige Aussprache geerbt hat, Stichworte für Max’ mit zerfurchter Stirn vorgetragene »Krieg ist furchtbar«-Plattitüden. Dann ballert das nächste Killerheer los und serviert noch mehr Zeitlupenschießereien mit fotogen durchlöcherten Wänden. Geht’s nicht eine Nummer kleiner, fragt man sich erschöpft, während sich auch bei anderen Zuschauern Unruhe breit macht. So wird das nichts mitdem deutschen Actionfilm.

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