Kritik zu Über uns von uns

Von Bagdad ins brandenburgische Eberswalde ist es ein harter Schnitt. Vor drei Jahren ist Zaarah dort gelandet – wie auch andere Geflüchtete aus dem arabischen Sprachraum. Besonders die jungen Frauen stehen hier zweifach unter Druck: einerseits halten ihre Familien die traditionellen Werte hoch, andererseits brüllen manche Vertreter der Bevölkerung vor Ort »Kopftuch runter«, wenn die Mädels im Park miteinander kichern. Dass sie kaum Deutsche in ihrem Alltag kennen, sei auch eigene Schuld, gibt eine zu. Es sei eben einfacher unter »ihresgleichen«.

© Real Fiction Filmverleih

Filmemacherin Rand Beiruty nimmt die jungen Frauen ernst. In künstlerischen Workshops erkundet sie ihre Lebensrealitäten und Wunschwelten und lässt sie diese in Skizzenblöcke oder Gedichte kondensieren. Dabei klingen die Lebensträume von dicken Autos und Haus mit Pool erst mal fantastisch, Berufswünsche wie Ärztin, Gastronomin oder Polizistin schon näher an der Realität. Oft reiben die sich an simpel klingenden Eingangsvoraussetzungen wie Sprachkenntnissen oder Staatsangehörigkeit. Und an der beruflichen Orientierung des Oberstufenzentrums Barnim, das die Mädchen recht erfolgreich in das erwünschte Berufsentrée in der Altenpflege zwängt.

© Real Fiction Filmverleih

Rand Beiruty kommt wie ihre Pro­tagonistinnen aus dem arabischen Raum, ist aber zum Studium nach Berlin gekommen, wo sie eine Dissertation zum Thema »Repräsentation von Flüchtlingen im Dokumentarfilm« realisierte. Das »Wir« des programmatischen Filmtitels meint dennoch vor allem die Schülerinnen mit ihrem selbst realisierten Filmprojekt, in dem zum Ende, in viel inszenatorischen Zuckerguss getränkt, zumindest auf der Leinwand die beruflichen Träume wahr werden. In der Wirklichkeit schafft die Pflegehelferin hoffentlich irgendwann wirklich den Weg zur Ärztin. Erschreckend nur, dass auch 2024 noch junge Frauen ausgerechnet vom Beruf der Flugbegleiterin träumen.