Disney+: »Rivals«

»Rivals« (Serie, 2024). © Robert Viglasky/Disney+

© Robert Viglasky/Disney+

Exzess und Eskapismus

Die Wahrscheinlichkeit, dass einem deutschen Publikum der Name Jilly Cooper ein Begriff ist, ist eher gering. Wenn nun mit »Rivals« bei Disney+ die Adaption eines Romans der Britin an den Start geht, ist das kein Problem: Der Handlung dieser achtteiligen Serie kann man ohne Frage auch so folgen. Wer allerdings mit der Arbeit der vor allem in den 80er und 90er Jahren in ihrer Heimat ungemein populären Bestsellerautorin vertraut ist, weiß zumindest sehr genau, was hier zu erwarten ist. Nämlich Sex, Glamour und Drama, und davon jeweils mehr als genug.

Dominic Treadwell-Collins, der zuletzt unter anderem an »A Very English Scandal« beteiligt war und nun als Autor und Produzent für »Rivals« verantwortlich zeichnet, tut natürlich einen Teufel, an Coopers Erfolgszutaten zu rütteln. Was auch für das 80er-Setting gilt, dem sich diese Serie mit Haut und Haar verschreibt. Denn die Popsongs jener Zeit, die entsprechende Mode und die mit jeder Menge Haarspray gefestigten Frisuren bieten einen exzellenten Rahmen fürs Vögeln, Intrigieren und dafür, das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster zu werfen.

Aber der Reihe nach: In Rutshire, einem fiktiven Part der Cotswolds, lebt Rupert Campbell-Black (Alex Hassell), dessen nackter Hintern beim Sex auf der Concorde-Toilette die Serie eröffnet. Er war einst erfolgreicher Springreiter und ist nun ein hohes Tier in Thatchers Regierung, gilt als attraktivster Brite überhaupt und versteht sich nicht nur deswegen als Gottes Geschenk an die Frauen. Vor allem aber ist er schon seit Schulzeiten Erzfeind von Lord Tony Baddingham (David Tennant), der gleich um die Ecke mit viel Geld einen erfolgreichen regionalen TV-Sender betreibt, dessen Lizenz demnächst mal wieder auf dem Prüfstand steht.

Als Baddingham den angesehenen Journalisten Declan O'Hara (Aidan Turner) von der BBC abwirbt und mitsamt Familie nach Rutshire verpflanzt, steigt die Dramakurve zusätzlich nach oben, wozu unter anderem dessen 20-jährige Tochter Taggie (Bella Maclean) und die teuer aus den USA engagierte Producerin Cameron (Nafessa Williams) beitragen. Denn im Grunde geht es in der ganzen Nachbarschaft um nichts als Rivalitäten, bei denen es sich auch um Geld, Prestige und Ansehen dreht, vor allem aber um Sex.

Natürlich erzählt »Rivals« auch ein wenig über die Zeit, in der die Geschichte spielt – eine Zeit, in der man in Flugzeugen noch rauchte, in der Aids als Schwulenseuche abgetan wurde und der unaufhaltsame Aufstieg des Privatfernsehens begann. Doch weder wird die soziale Spaltung der Thatcher-Ära in den Blick genommen noch sonst irgendwie tief geschürft. Treadwell-Collins, der einst auch an der Seifenoper »East-Enders« beteiligt war, geht es um puren, hingebungsvollen Eskapismus. Das Ergebnis ist ungemein kurzweilig, ein wenig als hätte man »Downton Abbey« per Zeitmaschine nach 1986 katapultiert, mit Verve, Witz und vielen nackten Tatsachen, aber auch einem riesigen exzellenten Ensemble.

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