ZDF-Mediathek: »We're on it, Comrades!«

»We're on it, Comrades!« (Miniserie, 2024). © ZDF / Klára Cvrcková / Stanislav Honzík / Zuzana Panská

© ZDF / Klára Cvrcková / Stanislav Honzík / Zuzana Panská

Akte X unter kommunistischer Ägide

Ehe der Begriff »Me Too« in den gesellschaftspolitischen Kontext gelangte, fand er anderweitig Verwendung: Er bezeichnete Nachahmerprodukte, auch im medialen Bereich. Als beispielsweise 1998 in Großbritannien mit »Who Wants to Be a Millionaire?« die klassische Quizshow erfolgreich reanimiert wurde, machten sich weitere Produktionsfirmen daran, ein verwandtes Format – eine »MeToo-Produktion« – zu entwickeln.

Gleiches tut sich im Bereich der Erzählserien. Wobei zufällige Ähnlichkeiten nicht ausgeschlossen werden können. Beispielsweise bei der tschechisch-deutschen Serie »We're on it, Comrades!« Sie führt zurück in das Jahr 1983. Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit und beargwöhnt vom Staatssicherheitsdienst ŠtB, hat das Institut für Paranormale Phänomene die Aufgabe, unerklärlichen Vorkommnissen nachzugehen. In der Auftaktfolge stößt der junge Vojta Bek frisch von der Hochschule zu der kleinen Truppe spleeniger Sonderlinge. Institutsleiter Peter Čurko hofft händeringend auf vorzeigbare Ergebnisse, die den Fortbestand seiner Institution sichern würden. Mitarbeiter David nutzt seinen Job, um westliche Rockschallplatten – gerade ist das ZZ-Top-Album »Eliminator« erschienen – auf versteckte antikommunistische Botschaften zu untersuchen. Sagt er jedenfalls, glaubt den Unfug aber selber nicht. Kollegin Lada ist eine hochqualifizierte Physikerin, darf aber nur das Archiv führen.

Im Hintergrund wirken die Namensgenossen Juna 1 und Juna 2, die nicht viel reden. Sie betreiben forensische Spurensuche, verfolgen aber heimlich andere Ziele. Versehentlich ist der Inder Shushrut von der Universität Ahmedabad in die Behörde geraten. Eine Koryphäe, die leider nur Gujarati spricht, weshalb seine Beiträge keine Berücksichtigung finden.

Die Genossen, vorneweg David und Vojta, untersuchen Ufo-Sichtungen, spontane Selbstentzündungen, den angeblichen Auftritt eines Superhelden US-amerikanischer Prägung, den Mord an einem Bauchredner, der der eigenen Puppe zum Opfer gefallen sein soll.

Konzept, Personal, der nostalgische Approach – schnell kommt einem die französische Serie »UFOs« in den Sinn, die vor drei Jahren Premiere hatte und in Deutschland beim Spartensender ONE zu sehen war, während »We're on it, Comrades!« vom ZDF koproduziert wurde. »UFOs« war ein Meisterwerk. Das Autorenteam Clémence Dargent und Martin Douaire übertrug hier jene Art von Humor auf das fantastische Genre, die der Kollege Jean-François Halin in seinen »OSS 117«-Farcen und der Serie »Frankreich gegen den Rest der Welt« etabliert hatte: die liebevolle Parodie, kundige Anspielungen, akkurates Zeitkolorit, verschrobene Ideen.

Letztere gibt es in »UFOs« in verschwenderischer Fülle. Hier steht, wie in den alten Genrevorgängern üblich, pro Folge ein Fall im Mittelpunkt. Zusätzlich aber ziehen sich übergreifende Erzählstränge durch die beiden Staffeln von Ufos. Manche Motive werden anfangs nur kurz angerissen, sorgen für Verwunderung, Irritation, ergeben jedoch am Ende, wenn auch auf märchenhafter Ebene, ein schlüssiges Gesamtbild.

»We're on it, Comrades!« erscheint daneben eher wie ein reines Pastiche. Wo »UFOs« mit surrealen, wirklich originellen Ideen aufwartet, scheut das tschechische Autorenduo Miro Šifra und Lucie Vaňková vor Albernheiten nicht zurück. Die Gags wirken allerdings lediglich wie eingestreut und ohne größeren Zusammenhang. Es gibt harmlose Seitenhiebe auf die kommunistische Mangelwirtschaft von damals und sowjetische Einflüsse, und wenn die linientreue, dabei nicht unattraktive ŠtB-Agentin Snížková Geständnisse bevorzugt durch Folter erzielt, kommt auch das nur als Jux daher. Die Serie »UFOs«, nicht zu verwechseln mit der Siebzigerjahre-Serie »Ufo«, ist derzeit nur als englisch untertitelte DVD erhältlich.

OV-Trailer

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