Kritik zu Woodwalkers

© Studiocanal

Ein Internat, in dem sich Puma und Hase Gute Nacht sagen, ist der ­Schauplatz dieses deutschen Fantasymärchens, der ersten Verfilmung der Bestsellerreihe von Katja Brandis

Bewertung: 3
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Mit dichten Wäldern, einsamen Berggipfeln und episch weiten Landschaften ist der Wow-Effekt der Naturkulisse dieses Fantasyabenteuers erfreulich hoch. Was anfangs aussieht, als sei es analog zur Romanvorlage in den Rocky Mountains gedreht worden, fand laut Drehbericht tatsächlich in Südtirol, Bayern und im guten alten Harz statt. Die attraktiven Bilder stellen schon mal die erste Miete in dieser ambitionierten, auf drei Filme ausgelegten Adaption des Fantasyschmökers von Katja Brandis dar. Die Autorin zählt mit 2.8 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Jugendbuchautoren Deutschlands. 

Mit den »Woodwalkers«, Gestaltwandlern zwischen Mensch und Tier, wird das klassische Muster – Außenseiter-Teenager haben eine geheime zweite Natur und sind für eine Mission auserwählt – originell variiert. Wie bei »Harry Potter« und den »X-Men« leben die Jugendlichen in einem vor der Außenwelt abgeschirmten Internat, um dort ihre besonderen Kräfte kontrollieren zu lernen. Im Zentrum steht mit Jay alias Carag ein trauriger Junge, der im Clearwater-Internat in den Bergen von Wyoming inmitten anderer Gestaltwandler seine Puma-Natur neu entdecken soll. Und natürlich gibt es auch hier ein »Slytherin«-haftes Rudel, das ihn mobbt und das »Muggel« hasst. Der rote Faden der Saga ist ein »Magneto vs Professor X«-Konflikt (oder Voldemort vs Dumbledore) mit Ökobotschaft. Gestaltwandler, deren Familienmitglieder von Jägern getötet wurden, wollen ihrerseits Menschen, die den Lebensraum von wilden Tieren durch die Zerstörung der Natur weiter einschränken, töten, während die andere Partei auf friedliche Koexistenz setzt.

Zwar ist der Film mit Oliver Masucci, Martina Gedeck und Hannah Herzsprung prominent besetzt, doch spielen Teenager hier die erste Geige, zumal ihre Auftritte durch die jeweilige animalische Version ergänzt werden. Theoretisch könnte diese Doppelnatur, nach der schönen Tradition von La Fontaine, menschliche Eigenschaften in tierischen spiegeln und ein unerschöpflicher Quell für witzige Hingucker sein. So ist Carags Freund Brandon auch in Menschengestalt so trampelig wie als Bison, Carags Schwarm Lou rennt so schnell wie ein Wapiti, und ein weiterer Kumpel liegt, seiner Katzennatur folgend, gern schlafend in der Ecke.

Aber das tierische Potenzial der Charaktere wird nur wenig ausgereizt, angefangen beim Hauptdarsteller, der, immerhin ein junger Puma, recht zahm agiert. Insgesamt fehlt es der Inszenierung an Geschmeidigkeit und Geschlossenheit. Die Protagonisten wirken oft steif, ihre Nöte mehr behauptet als glaubhaft. Sowohl bei der Hintergrundgeschichte der Hauptfigur Carag wie auch bei der Abfolge eines ökoterroristischen Anschlags wird die Logik mitunter arg strapaziert. Mit seinen Natur- und Tieraufnahmen ist der Film dennoch unterhaltsam und sticht durch seine »Ruf der Wildnis«-Romantik aus ähnlich gelagerten Jugendfilmen heraus. In puncto Charme und Witz ist aber noch deutlich Luft nach oben.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt