Buch-Tipp: Beate Hausbichler / Noura Maan – Geradegerückt

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Männer mit wechselnden Liebschaften sind tolle Hechte, Frauen liederliche Schlampen: Traditionell wird dasselbe Verhalten bei Männern und Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung ganz unterschiedlich bewertet.  Doch was lange als selbstverständlich galt, wird im Windschatten der #metoo Bewegung hinterfragt. 28 Frauen-Auftritte haben sich die beiden Herausgeberinnen und ihre 14 Mitstreiterinnen vorgenommen, um frauenfeindliche und sexistische Narrative zu entlarven und einer emanzipierten Revision zu unterziehen. Es ist ein bunter Mix aus Historie (Marie Antoinette), Politik (Bettina Wulff), Sport (Serena Williams) und Popkultur (Janet Jackson). Und natürlich sind auch Filmschauspielerinnen dabei, unter anderem Jean Seberg, Mia Farrow, Pamela Anderson, Courtney Love und Sharon Stone, deren Ruf von ihrem Basic Instinct-Regisseur nachhaltig diskreditiert wurde, indem er die Aufmerksamkeit von ihren schauspielerischen Fähigkeiten auf das entblößte Dreieck unter ihrem Rock lenkte. Die Actrice ist allerdings nicht auf die klärenden Worte der Journalistinnen angewiesen, denn mit starkem Auftreten und souveräner Ironie gelang es ihr, die Deutungshoheit zurückzugewinnen. Gründliche Analysen sollte man eher nicht erwarten, sondern muntere Kolumnen-Plaudereien (die Texte wurden zuerst in der österreichischen Tageszeitung »Der Standard« veröffentlicht), mit ein paar gedanklichen Anregungen. Ein bisschen mehr Esprit wäre der Sache gewiss dienlich gewesen.


 

Beate Hausbichler/Noura Maan (Hg.): Geradegerückt, Kremayr & Scheriau, Wien 2023. 224 S., 24 €.

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