Buch-Tipp: Thomas Meder – Was Kino kann

Die Freunde Ingelheimer Filmkultur e. V. haben sich 2012 gegründet, um das lokale Kino zu erhalten. Da sie selbst kein eigenes Kino betreiben konnten, wurden Kinovorführungen an unterschiedlichen, gern auch ungewöhnlichen Orten organisiert. Dazu gehörten Turnhallen, Kirchen, Tiefgaragen oder stillgelegte E-Werke. Als Corona die Veranstaltungen nicht mehr möglich machte, begann der Medienwissenschaftler Thomas Meder – der auch Autor von epd Film ist – im Auftrag des Vereins, auf einem Blog Filmtipps fürs private Sehen zu schreiben. Dabei sollten es explizit Kinofilme sein, um ein Gegengewicht zum Programm der klassischen Streamingdienste zu schaffen.

In überarbeiteter Version sind diese Tipps nun zu einem Buch zusammengefasst worden. 99 und nicht 100 Filmtipps, um die Unvollkommenheit der Zusammenstellung zu betonen. Als »Heimkino« gedacht sind das Buch und insbesondere seine einleitenden Texte ein leidenschaftliches Plädoyer für Kino als öffentlicher Ort geworden. Zudem wird eine große filmische Sammlung geboten mit Klassikern wie »Nosferatu« oder »Casablanca« und neueren Filmen wie »Systemsprenger« oder »Joker«. Die Texte zu den Filmen geben interessante Hintergrundinformationen und intellektuelle Interpretationsansätze. Deren Anordnung mit entsprechenden Kapiteln wirkt manchmal etwas zufällig, die übergreifenden Texte sind aber ebenfalls interessant zu lesen. Ansprechend gestaltet ist auch die Bebilderung des insgesamt eher textlastigen Buches. Neben Film-Stills gibt es Illustrationen und Plakate zu den Filmen sowie Fotos von den Veranstaltungen des Ingelheimer Vereins. Letztere zeigen, wie vielfältig Kino als öffentlicher Ort aussehen kann.

Freunde Ingelheimer Filmkultur e.V. (Hg.), Thomas Meder: Was Kino kann – 99 Filmtipps für mobile Kinoarbeit. Bertz + Fischer, Berlin 2023. 268 S., 20 €.

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