Kritik zu Franky Five Star
Birgit Möller erzählt in tragikomödiantischem Ton von einer jungen Frau und den multiplen Persönlicheiten, mit denen sie sich durch den Alltag schlagen muss
Das Leben als junge Erwachsene kann ganz schön überfordernd sein, insbesondere wenn im Kopf gleich mehrere Personen hausen, die dazwischenfunken. So jedenfalls ergeht es Elena (Lena Urzendowsky), die von allen nur Franky genannt wird. In ihrem Kopf hat sich eine Parallelwelt entwickelt: ein chaotisches, etwas heruntergekommenes Hotel mit einer um Ordnung bemühten Rezeptionistin, einem verspielten Kind, einem verführerischen Zimmermädchen und einem kapitalismuskritischen Pagen. Sie alle verkörpern verschiedene Ichs von Franky, die im Wechsel zutage treten.
Regisseurin Birgit Möller, die sonst vor allem als Kamerafrau aktiv ist und nach mehreren Kurzfilmen 2006 mit »Valerie« ihren bislang einzigen eigenen Kinofilm herausbrachte, entwirft mit »Franky Five Star« einen schräg schrillen Film, der gekonnt die Formen des Coming-of-Age-Genres durcheinanderwirft. Da trifft dann die skurrile Hotelszenerie mit Retro-Charme auf das klassische Setting der WG-Party, und Electropop wird mit Chanson kombiniert. In ihrem realen Leben muss Franky sich mit den klassischen Problemen einer jungen Erwachsenen auseinandersetzen. Sie jobbt in einem Getränkemarkt und bekommt von ihrer Mutter Vorwürfe, dass sie doch jetzt langsam mal wissen solle, wo sie im Leben hinwill; von ihrer Mitbewohnerin Katja (Meryem Ebru Öz) wird sie anschließend liebevoll wieder aufgemuntert. Viel größer als die Frage, wo es in ihrem Leben beruflich hingeht, beschäftigt Franky der Wunsch, endlich einmal Sex zu haben.
Ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten stehen Franky allerdings immer wieder im Weg. Mal ist sie still und unsicher, dann wieder wild und aufgedreht, auf einmal verführerisch, dann wieder unbeholfen. Ihre Mitmenschen wissen nicht immer so ganz, wie sie mit ihr umgehen sollen. Schließlich entwickelt Franky auch noch Gefühle für Katjas Freund Hasi (Cino Djavid) und setzt ihre eigentlich so gute Beziehung zu Katja aufs Spiel. Die Hotelszenerie dient dabei als anschauliches Bild für das Wirrwarr, das im Kopf eines Menschen herrschen kann und zu oft widersprüchlichem Handeln führt – insbesondere bei Menschen mit multipler Persönlichkeitsstörung. Wobei Birgit Möllers Film offenlässt, wie explizit die Titelheldin als ein solcher Mensch zu verstehen ist.
Zum Ende hin, wenn Franky die Verbindung zu ihrer Parallelwelt kappt und sich neu finden muss, wirken die Ideen allerdings etwas unausgegoren. Einige Einfälle wie Frankys kapitalismuskritische Seite fügen sich nicht ganz so gut ins Gesamtkonzept ein, wenngleich sie mit angenehmem Augenzwinkern gestaltet sind. Trotzdem funktioniert das Konzept. Zu verdanken ist das besonders Lena Urzendowsky, die die unterschiedlichen Persönlichkeiten glaubwürdig darzustellen vermag und zu einer Person verbindet, mit der man mitfühlen kann, auch wenn ihr Verhalten immer wieder vor den Kopf stößt. Durch ihre gekonnten Wechsel zwischen aufgedreht und verunsichert entsteht zudem eine Situationskomik, die dem Film neben der tragischen eine sehr heitere Dimension verleiht.
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