DVD-Tipp: »Heimsuchung«

Als der Vater stirbt, erbt die Tochter das Elternhaus. Die Mutter ist lang schon tot, die Erinnerungen an das einstige Zuhause sind zwiespältige, das Verhältnis war nicht das Beste. Michaela fährt mit Mann Alex und Tochter Hanna aufs Land, um zu erledigen: Beerdigung, Hausverkauf. Erst mal muss ausgeräumt werden, das dauert ein paar Tage; und während Alex nach Wien zurückkehrt, um sich ums Geschäft zu kümmern, bleibt Michaela mit Hanna am Ort. Nicht zuletzt, damit sich die angespannte Beziehung zwischen Mutter und Tochter verbessern kann. 

Ohne viel Herumtuns wirft einen der Wiener Achmed Abdel-Salam in seinem Langfilmdebüt »Heimsuchung« nach eigenem Drehbuch in eine komplexe familiäre Gemengelage aus alten Traumata, neuen Verletzungen und verhängnisvollen Gewohnheiten, die das Andauern von beidem befördern. »Die Mama soll aufhören zu saufen«, sagt Hanna einmal zum Vater. Woran abzulesen ist, wie sehr die Probleme der Mutter die Familie bereits bedrücken. Zu Beginn ist Michaela seit fünf Wochen trocken, die unausweichliche Konfrontation mit ihrer Kindheit aber würde auch Vollblut-Abstinenzler ins Wanken bringen. 

Denn ist da nicht ein leises Klagen aus dem Sonnenblumenfeld zu vernehmen? Lauert da nicht ein rachsüchtiger Geist in den Schatten des überwucherten Grundstücks? Wer ist die Frau mit den langen, dunklen, das Gesicht verhängenden Haaren, deren Präsenz mit einem Male überall spürbar wird? 

Es gibt vieles zu loben an diesem Familiendramahorrorfilm, der gekonnt Grusel-Tropen und Psychologie verknüpft: Matthias Writzes prägnant spannungsreiche Montage, Alexander Dirningers sich nie in den Vordergrund drängende und so dem Schrecken dienliche Kameraarbeit, Daniel Helmers unheimlicher Score, Abdel-Salams sichere Regie, vor allem aber Cornelia Ivancans Spiel als geplagte Tochter/Mutter: schroff, erschöpft, gepanzert und doch sehr verletzlich – so kämpft sie mit der bereits verlorenen Mutter um die Tochter, die sie zu verlieren droht.

Heimsuchung AUT 2023. R: Achmed Abdel-Salam. Da: Cornelia Ivancan, Lola Herbst, Heinz Trixner. Anbieter: Tiberius Film.
VÖ: 6. Oktober 2023

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