Kritik zu Get up
Luftig-leichte Coming-of-Age-Geschichte mit den Influencerinnen Lisa und Lena Mantler, in der Regisseurin Lea Becker alles richtig macht
Das Gute an der Generation Z, oder zumindest Teilen von ihr, ist, dass sie sich dank Instagram, TikTok, Snapchat und Co. zu inszenieren weiß. Das macht sie noch längst nicht zu guten Schauspielerinnen und Schauspielern. Eine Scheu vor der Kamera aber ist ihnen in der Regel fremd. Wenn sie sich dann noch seit Jahren erfolgreich als Influencer:innen auf Social Media bewegen, ist ihnen eine enorme Fan-Base sicher. Die Zwillinge Lisa und Lena Mantler (Jahrgang 2002) zählen mit weit mehr als 19 Millionen Follower:innen zu den Stars der Szene. Mit »Get up« haben sie nun als Schauspielerinnen eine neue Plattform bekommen. Die Coming-of-Age- und weibliche Empowerment-Geschichte trifft dabei genau den Nerv der Zielgruppe. Locker-leicht erzählt, erwartbar aber nie zu banal und in hübsche, oft rasante Bilder gepackt, hat Regisseurin Lea Becker in ihrem Langfilmdebüt alles richtig gemacht.
Alex (Lena Mantler) und Juli (Lisa Mantler) haben gerade die Schule beendet, Alex mit einem Einser-Abitur, Juli ohne Abschluss. Nun wollen sie den Sommer ihres Lebens erleben, am liebsten auf den Skateboards zusammen mit ihrer draufgängerischen, schnoddrigen Freundin Ewa (Sinje Irslinger). Alex will danach ein Praktikum in London machen, Alex hat noch keinen Plan. Ihre einzige Leidenschaft ist das Skaten, auch weil genau das sie mit dem vor zwei Jahren tödlich verunglückten Vater verbindet.
Als sie dann von einem Skate-Contest hört, bei dem auch Scouts dabei sein werden, sieht sie sich ihrem Traum ein wenig näher. Zu dritt gründen sie die Skate-Crew GetUp und holen sich dafür noch die Skate-Anfängerin und Anwaltstochter Nia (Jobel Mokonzi) dazu, die sich eigentlich auf ihre Saxofon-Prüfung fürs Konversatorium vorbereiten will. Mit den vieren treffen Welten aufeinander. Alex entdeckt ihre Leidenschaft fürs Filmen, Juli erlebt ihre erste Liebe, Ewa kämpft gegen Liebeskummer und sucht ihren Platz im Leben, und Nia ist zwischen Vorstadtvilla, Konzertsaal und Skatepark hin- und hergerissen.
Becker, die das Drehbuch gemeinsam mit Alexander Dydyna und Christine Heinlein geschrieben hat, gibt jeder dieser Figuren Raum, verhandelt Themen des Erwachsenwerdens, die dem Gute-Laune-Film eine gewisse Tiefe verleihen. Dass sich die Mädchen in der Männerdomäne Skaten beweisen wollen, lässt sich dabei auch als weibliches Empowerment lesen.
Ihre Bilder taucht Becker überwiegend vor der Hochhauskulisse Frankfurts in sanfte Sonnenstrahlen, immer wieder fängt die Kamera von Karl Kürten die Stunts der Mädchen in coolen Skaterklamotten ein, verfolgt sie auf Fahrten über Main-Brücken und lässt dann auch mal einen leichten Sommerregen niedergehen, der sich mit den Tränen der Protagonistinnen vermischt. Das alles ist selbst (oder gerade) in manch Aufgesetztheit der Figuren absolut glaubwürdig. Einzig die Erwachsenen wirken als allzu verständnisvolle Mütter (Florence Kasumba und Katrin Röver) nicht nur in ihren Rollen, sondern auch in ihrem Spiel seltsam hölzern.
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