Kritik zu Oink

© Kinostar Filmverleih

2022
Original-Titel: 
Knor
Filmstart in Deutschland: 
04.05.2023
L: 
70 Min
FSK: 
6

Der niederländische Stop-Motion-Animationsfilm über ein Mädchen, einen heimkehrenden Großvater und ein Ferkel wagt sich an wichtige Themen wie Nachhaltigkeit und Ernährung

Ohne eine rasante Verfolgungsjagd kommt heute wohl kein Animationsfilm mehr aus. Selbst in dem holländischen Kinderfilm »Oink«, der seine Weltpremiere im vergangenen Jahr in der Sektion Generation der Berlinale hatte, gibt es kurz vor Ende eine – auf Leben und Tod, wenn es darum geht, den Bösewicht von seinem frevelhaften Vorhaben abzuhalten. Allerdings geben schon die Fahrzeuge, die dabei zum Einsatz kommen, einen Hinweis darauf, dass es hier insgesamt eher gemächlich zugeht: Neben einem Kleinwagen sind daran landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und ein Motorrad beteiligt. Das ist allemal eine willkommene Abwechslung.

»Oink« ist ein Film, der sich der Stop-Motion-Animation bedient, nicht so perfekt wie bei Tim Burton (»Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche«), Henry Selick (»Coraline«) oder den Knetanimationen von Aardman (»Wallace & Gromit«, »Shaun das Schaf«), aber man freut sich über die andere Optik.  

»Oink« bedient sich auch des erzählerischen Mittels des Suspense, wenn es um die zentrale Figur des Großvaters der Protagonistin Babs geht. Mit Cowboyhut, einem Banjo auf dem Rücken und breitem amerikanischen Akzent steht er eines Tages vor der Tür der Familie, sehr zum Leidwesen von Babs' Mutter Margreet, die sich noch sehr gut daran erinnert, dass ihre eigene Mutter früh starb und ihr Vater sich damals aus dem Staub machte. Jetzt nimmt dieser sofort das Gartenhaus in Beschlag, eigentlich der Spielplatz von Babs und ihrem Freund Tijn. Immerhin imponiert der Großvater ihr durch seine Reiseerzählungen und gewinnt ihr Herz endgültig mit seinem Geschenk zu ihrem neunten Geburtstag – ein Ferkel, das von Babs »Oink« getauft wird. Als Tijn jedoch eines Tages in dem schweren Koffer des Großvaters einen Fleischwolf entdeckt, schrillen bei ihm die Alarmglocken: Soll darin eines Tages etwa Oink landen? Der Großvater weiß die Kinder zu beruhigen – die Würste, die er produziere, seien nicht aus Fleisch, zum Beweis produziert er gleich eine aus Lakritz. 

Für einen kurzen Moment will man dem Glauben schenken, es würde eigentlich gut zu einem Kinderfilm passen, der mit Vorurteilen gegenüber Fremdem aufräumt. Erst als am Morgen des alljährlichen Kleinstadt-Wettbewerbs, bei dem der Wurstkönig gekrönt wird, Großvater und Oink verschwunden sind, gesteht die Mutter ihrer Tochter, dass der Großvater früher Metzger war und immer an diesem Wettbewerb teilgenommen hat, bis er und sein Konkurrent Smackerelli nach einem Vorfall disqualifiziert wurden. So kommt es zur erwähnten Verfolgungsjagd. Die Blamage des Großvaters beim Wettbewerb hat viel mit der Lieblingsbeschäftigung von Oink zu tun, dessen Verstoß gegen das dritte Gebot, das Babs' Eltern formuliert haben: »Oink macht nirgendwo Kaka.« 

»Oink« greift mit dem Gegensatz von fleischlicher und pflanzlicher Ernährung ein wichtiges Thema auf und gefällt durch die Ambivalenz vieler Figuren, zumal von Babs Eltern. Ein wirklich empfehlenswerter Kinderfilm.

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