Kritik zu Mad Heidi

»Swissploitation« nennt sich die Produktionsfirma, das verspricht doch schon mal etwas. Da gibt es ja durchaus eine Tradition in der Schweiz, mit dem Produzenten Erwin C. Dietrich (dem einige Schweizer Zeitgenossen dankenswerterweise auch schon mal eine Monografie gewidmet haben). Zu dessen regelmäßigen Mitstreitern gehörte auch der Komponist Walter Baumgartner, von dem im Soundtrack von »Mad Heidi« ein Track zu hören ist, ein weiterer stammt von Gert Wilden, der die »Schulmädchenreports« des deutschen Produzenten Wolf C. Hartwig musikalisch untermalte. 

Allerdings ist die Exploitation von 2022 nicht dasselbe wie die der siebziger und achtziger Jahre. Hier wird vielmehr der Lust an der Überzeichnung nachgegeben, mit groben Pinselstrichen werden Klischees aufgegriffen und verzerrt, wie es etwa auch in den (bislang) zwei Filmen der »Iron Sky«-Reihe der Fall war. 

© Swissploitation Films

Der in englischer Sprache gedrehte Film (einer der vier Koautoren ist der Amerikaner Trent Haaga, dessen »68 Kill« 2017 auch in Deutschland zu sehen war) spielt in einer faschistischen Schweiz, in der der Unternehmer Meili als Staatspräsident die Bevölkerung süchtig nach seinem Käse gemacht hat, den er marktbeherrschend an die Konsumenten bringt; zudem lässt er an einer Neuzüchtung arbeiten, die die Gehirne aufweicht und  ihm die Weltherrschaft sichern soll. Heidi verwandelt die Trauer über die Ermordung ihres Geliebten, Goat Peter, in Zorn auf das Regime. Den Folterungen im Gefängnis entkommen, wird sie von drei Frauen in Kampfeskunst unterrichtet und macht sich mit ihrer Armbrust daran, die Bösen zu dezimieren. Als der Präsident ihrer habhaft wird und sie in einer Arena zum Kampf auf Leben und Tod antreten lässt, bringt sie die Zuschauer schließlich auf ihre Seite, während eine Armee von aufständischen Außenseitern den bewaffneten Kampf vorantreibt.

Neben zeitgemäßen, aber letztlich gefälligen Umkehrungen (Geisen-Peter ist ein Schwarzer), die letztlich ohne Konsequenzen bleiben und Anspielungen auf andere Filme (»I love the smell of cheese in the morning«) setzt der Film auf bewährte Figuren aus dem Arsenal des Genre- und Exploitationfilms, wie den Mad Scientist. sadistische Gefängnisaufseherinnen, einen brutalen Militärkommandanten und einen durchgeknallten Staatspräsident (verkörpert von Casper van Dien, einst in »Starship Troopers« passend besetzt, aber seit langen nur noch in C-Filmen agierend). Mit der Figur der Heidi, weniger 'mad' ist als vielmehr zielstrebig Rache nimmt für die Ermordung ihres Geliebten, und der Rolle, die Schweizer Käse als Mittel des Unterdrückungssystems hier spielt, hat man immerhin zwei zentrale Bestandteile vom Mythos der Schweiz aufgegriffen. Die eher unterkomplexe Handlung profiliert sich aber vor allem durch einige heftige Splatterszenen, vermutlich das, wofür die finanziellen Unterstützer (Crowdfunding) des Film ihren Obulus entrichteten.