DVD-Tipp: »Goldhelm« (1952)
»Goldhelm« (1952). © Arthaus
Ihr Markenzeichen sind elegant hochgesteckte blonde Haare: Marie ist eine Gangsterbraut und »gehört« dem ruppigen Roland. In einem Tanzlokal trifft sie auf den zurückhaltenden Manda, der seiner kriminellen Vergangenheit zu entfliehen versucht und Schreiner geworden ist. Schon beim ersten Walzer funkt es dermaßen zwischen Marie und Manda, dass beide gegen die Regeln und Codes der Verbrecherbanden im Norden von Paris verstoßen, um ein Paar zu werden. Damit beschwören sie einen Bandenkrieg herauf, der sich nicht mehr so leicht lösen lässt.
Simone Signoret ist großartig in der Rolle der berüchtigten Marie, die es unter ihrem Spitznamen »Goldhelm« im Paris Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer gewissen Berühmtheit brachte. Regisseur Jacques Becker interessiert sich dabei jedoch nur bedingt für den Mythos oder die wahren Geschichten der Verbrecherbanden, die damals sogar den französischen Innenminister beschäftigten. Er macht aus dem ehemaligen Freudenmädchen eine selbstbewusste Frau, die weiß, was und wen sie will. Dabei wird ihr Spitzname »Goldhelm« konsequenterweise auch nie im Film erwähnt. Aus Manda, einem in der Realität wenig romantischen Schläger, wird in der subtilen Verkörperung durch Serge Reggiani ein Mann, für den sich Marie auch deshalb entscheidet, weil er seine Gefühle klar zeigen kann.
Becker schuf also eher einen ausladenden Liebesfilm im Gangstermilieu, ein waschechtes Melodrama als einen französischen Gangsterwestern, wie das Goldhelm-Projekt ursprünglich geplant war.
Im Bonusmaterial, sowohl im Booklet wie auch in der nicht ganz neuen Featurette »Im Herzen der Gefühle«, erfährt man viel über die Hintergründe und Schwierigkeiten dieses Kultfilms, der 1952 in Frankreich nicht sonderlich erfolgreich lief. Erst durch die Anerkennung im Ausland entdeckten ihn dann auch die jungen französischen Filmkritiker Jacques Rivette und Francois Truffaut.
VÖ: 1. Dezember 2022
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