DVD-Tipp: »Phase IV« (1974)

»Tarantula«, »Formicula«, »The Fly«, »Attack of the Crab Monsters«: In den 1950er Jahren zogen Rieseninsekten und gigantische Schalentiere aus, um die Kinogänger das Fürchten zu lehren. Der legendäre Grafikdesigner und Vorspannpionier Saul Bass ging 1974 den umgekehrten Weg, mit einem Sozialismusexperiment der besonderen Art. Sein einziger Spielfilm beginnt als Naturfilm, der die Wunder der Ameisenwelt feiert. Die Kamera führte Ken Middleham, der bereits in dem Mockumentary »Die Hellstrom-Chronik« eine Machtübernahme kleinster Tiere visualisiert hatte. Überlebensgroß füllen sie die Leinwand, doch zur Gefahr werden sie nicht durch Größe. Abgeleitet von der realen Kommunikation im Ameisenstaat, fragt Bass, was wäre, wenn sich die Winzlinge, die einzeln von Menschen zertreten werden können, zur Übermacht verbünden würden? Im Film forscht der Biologe Ernest Hubbs (Nigel Davenport) mit dem Kollegen David Lesko (Michael Murphy) in einem Wüstenlabor in Arizona. Während der eine den Tieren den Krieg erklärt, möchte der andere die Geheimnisse ihrer Kommunikation entschlüsseln. 

Im Booklet und in einem der zwei Featurettes wird der Film als Reprise und Kommentar von Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« entschlüsselt. »Phase IV« ist ein Hybrid aus unterhaltender Science-Fiction und surrealem Kunstexperiment. Das Mediabook ist Hommage an den Film und seinen Schöpfer, der erzählt, wie er den Vorspann für Hitchcock, Kubrick und Scorsese in ein Destillat des ganzen Films verwandelte. Ergänzend sind das alternative Filmende und die Essay-Kurzfilme zu sehen, in denen Saul Bass seine Gedanken zum Wesen des Sehens und der Kunst spielerisch umsetzt.

Phase IV GB, USA 1974 R: Saul Bass. Da: Nigel Davenport, Michael Murphy, Lynne Frederick, Alan Gifford, Robert Henderson. Anbieter: Capelight Pictures.

VÖ: 12. August 2022

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