"Gandhi"-Regisseur Attenborough gestorben
Sir Richard Attenborough ist tot: Der Regisseur und Schauspieler, der jahrzehntelang das britische Kino prägte, starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren in Cambridge
Vor allem durch seine großen Filmbiografien über Churchill, Gandhi, Chaplin und Steve Biko ist er bekannt geworden. Darüber geriet, zumindest in Deutschland, seine langjährige Karriere als Schauspieler ein wenig in Vergessenheit. Immerhin erreichte er 1993 durch Steven Spielbergs Jurassic Park auch als Darsteller hierzulande eine gewisse Popularität: Er spielte den Direktor jenes Parks, in dem die neu gezüchteten Dinosaurier aufwuchsen.
Schon 1941, als 18-Jähriger, stand Attenborough zum ersten Mal auf einer Bühne, bereits ein Jahr später hatte er seinen ersten noch kleinen, aber prägnanten Filmauftritt als Feigling in dem Kriegsdrama In Which We Serve. In den folgenden Jahrzehnten war er im britischen und später auch im amerikanischen Kino erfolgreich, zum Beispiel in Doctor Dolittle (1967) und David Copperfield (1970). Dennoch war die Schauspielerei oft nur eine Art Brotberuf für ihn: So hat er Rollen in Hollywood-Filmen angenommen, um sein größtes Projekt, den Gandhi-Film, finanzieren zu können.
Attenborough, am 29. August 1923 in Cambridge geboren, aus einer sozial engagierten Offiziersfamilie stammend, fand seine eigentliche Berufung schließlich in der Filmregie, in die er 1969 mit der Antikriegs-Satire Oh' What a Lovely War einstieg. 1972 folgte seine Churchill-Biografie Young Winston. Zu Höhepunkten seiner Karriere wurden zwei Filme, in denen er vehement gegen den Rassismus Stellung nahm, Gandhi (1982) und der Südafrika-Film Cry Freedom (Schrei nach Freiheit, 1987), der sich am Leben des 1977 ermordeten schwarzen Führers Steve Biko orientierte.
Beide Filme stehen in der Tradition des Hollywood-Melodrams, sie sind keine politischen Analysen, was man ihnen zum Teil vorwarf, sondern emotionale Appelle. Was Attenborough zu Cry Freedom sagte, gilt für sein Werk überhaupt: "Ich kann nur auf der Basis der Emotionen arbeiten. Ich möchte, dass die Leute meinen Film sehen und hinterher sagen, das, was in Südafrika passiert, sei untragbar. Denn was dort geschieht, ist einfach obszön."
Auch Chaplin (1992) kann man durchaus in der Tradition von Gandhi und Cry Freedom sehen. Charlie Chaplin, der zum filmischen Anwalt des kleinen Mannes wurde, musste ihn einfach interessieren. Aber die Wiederbelebung Chaplins ist nicht richtig gelungen, es ist kaum möglich, einen Kinomythos noch einmal zu überhöhen. Erfolge dagegen waren seine Kinofassung des Broadway-Musicals A Chorus Line (1985) und Shadowlands (1994), ein einfühlsamer Film über das Sterben eines Krebskranken. Sir Richard Attenborough ist vor allem in Großbritannien und den USA immer als große Figur gesehen worden, viele Ehrungen haben dies bestätigt. Sein Gandhi-Film erhielt er in Hollywood gleich acht Oscars. Die britische Königin erhob ihn 1976 in den Adelsstand, seit 1993 war er Lord und hatte damit einen Sitz im Oberhaus. Sein korrekter Name lautete seitdem: Lord Richard Samuel Attenborough of Richmond-on-Thames.
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