Buch-Tipp: Ursula Overhage – Maria Orska
Goldene Zwanziger und kein Ende ... Der Hype im Gefolge von »Berlin Babylon« lässt nicht nach und beschert dem Leser nun die Lebensgeschichte von Maria Orska. »Die Orska«‟ war ein Stern am Theater- und Filmhimmel der 1910er und 1920er Jahre, geboren 1893 in der Nähe von Odessa, 1930 in Wien ihrer Rauschgiftsucht erlegen, skandalträchtige Liebschaften inklusive. Ihr Filmerbe dürfte wie das vieler anderer Stummfilmdiven (Theda Bara, Fern Andra) weitgehend verloren sein bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel »Die schwarze Loo«, Teil einer Film-Serie von »Max Mack«.
Ursula Overhage hat Dokumente, Aufzeichnungen, Kritiken und Fotos zusammengefügt und sich dazu »erzählerischen Freiraum« genommen. Doch die Autorin verbindet diesen Freiraum mit genauem Zeit- und Quellenstudium und das Ergebnis ist formidabel: Orskas Erfolge – unter anderem als eine der großen Wedekind- und Strindberg-Darstellerinnen ihrer Zeit mit Partnern wie Fritz Kortner, Peter Lorre und Hubert von Meyerinck – werden lebendig, ebenso wie das gesellschaftliche Umfeld, in dem diese entstehen konnten; das lasterhafte Berlin dieser Jahre kommt selbstverständlich nicht zu kurz. Auch wenn der Leser über Namen längst vergessener Stars wie Mimi Kött und Helene Odilon stolpert, tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch, und Register, Literatur- und Quellenverzeichnis machen das Glück perfekt. Es darf sowohl der Autorin als auch dem Verlag zum Wagnis gratuliert werden, Maria Orska dem Vergessen auf absehbare Zeit entrissen zu haben.
Ursula Overhage: »Sie spielte wie im Rausch«. Die Schauspielerin Maria Orska. Henschel Verlag, Leipzig 2021. 272 S., 24 €.
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