Kritik zu Das schwarze Quadrat
In seinem Spielfilmdebüt inszeniert Peter Meister eine derart skurrile Gaunerkomödie, dass sich so mancher plumpe Klamauk einfach wegschmunzeln lässt
Wenn sich ein Spielfilm um ein Kunstwerk dreht, das zu einer Ikone der modernen Malerei wurde und dessen Idee es ist, das Schwarz als Keim aller Möglichkeiten zu postulieren, lässt das viele gesellschaftsrelevante und kulturhistorische Interpretationen zu. Doch in Peter Meisters »Das schwarze Quadrat« geht es gar nicht um die kulturhistorische Bedeutung des gleichnamigen Werkes des russischen Malers Kasimir Malewitsch, sondern vielmehr um die monetäre. 60 Millionen Euro soll das Bild wert sein. Grund genug für die beiden Gauner Vincent (grandios, selbstgerecht und dabei liebenswert: Bernhard Schütz) und Nils (herzerwärmend naiv: Jacob Matschenz) es zu stehlen. Dass ihr Auftraggeber ausgerechnet ein Kreuzfahrtschiff für die Übergabe organisiert, lässt die Absurdität des Unterfangens erahnen und gibt den Ton des kompletten Films vor: irrwitzig, teils klamaukig und doch in jeder seiner Figuren liebevoll gezeichnet.
Der erfahrene Kunsträuber Vincent und der jüngere Nils also wollen das Gemälde auf dem Kreuzfahrer übergeben. Absurd, bedenkt man die Fluchtmöglichkeiten. Noch dazu mussten die beiden aus ebenfalls hanebüchenen Gründen unter fremder Identität an Bord gehen. Blöd nur, dass sie erst in ihrer Kabine erfahren, dass sie nun als Elvis- und David Bowie-Imitatoren Teil des Animationsteams sind. Körperliches Unbehagen stellt sich nicht nur bei den unbeholfenen Gaunern ein, sondern ob all der Peinlichkeiten auch beim Zuschauer. Nils macht seine Sache gar nicht schlecht und zieht die Aufmerksamkeit der attraktiven, lässigen Bordpianistin Mia (Pheline Roggan) auf sich. Die allerdings wird schnell misstrauisch und spürt das Gemälde zusammen mit dem First Gentleman Host Levi (Christopher Schärf) unter dem Bett Vincents auf. Zugleich ist dem Gaunerduo mit der kaltblütigen Martha (Sandra Hüller) eine professionelle Kunstdiebin auf den Fersen. Sie schmeißt sich an Vincent heran. Der wiederum beginnt als verhinderter Maler, der den Diebstahl als seine persönliche Rache am Kunstbetrieb versteht, erst eine, dann eine zweite Kopie des Meisterwerks zu schaffen. Irgendwann blickt kaum noch jemand durch, was Original und was Fälschung ist, wer betrogen, wo getäuscht und wie getrickst wird.
Meister, der 2018 für »Das schwarze Quadrat« den Tankred-Dorst-Drehbuchpreis erhielt, mixt Slapstick mit Splattermomenten, wenn Daumen abgeschnitten, Brustwarzen abgebissen werden. Er überdreht und emotionalisiert. Dafür hat er ein großartiges Ensemble zusammengestellt: Sandra Hüller gewohnt spröde und sehr komisch, Bernhard Schütz als liebenswerter Trottel, Matschenz als harmloser Naiver und Victoria Trauttmannsdorff als liebestolle Cruise-Managerin. Jede dieser Figuren ist in sich nachvollziehbar. Und so abstrus das Setting ist, so geschickt ist es gewählt. Wem bislang Kreuzfahrten ein Graus waren, erhält hier neues Grusel-Futter. »Das schwarze Quadrat« ist eine liebevoll konstruierte, vergnügliche Klamotte mit ein paar logischen Brüchen und dem ein oder anderen Kalauer zu viel.
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