Film des Monats November: »Was geschah mit Bus 670?«
Die mexikanischen Teenager Jesús und Rigo träumen von einem besseren Leben in den USA. Mit dem titelgebenden Bus 670 machen sie sich auf den Weg zur amerikanischen Grenze. Von Jesús fehlt seitdem jede Spur. Nach mehreren Monaten wird Rigos Leiche gefunden. Jesús Mutter Magdalena beschließt, ihren Sohn zu suchen, auch wenn Nord-Mexiko zu den gefährlichsten Arealen der Welt gehört. Vor Ort bekommt Magdalena keine Hilfe von offizieller Seite, nur die Information, dass Jesús Tasche in der Nähe von Rigos Leiche sowie anderen verstümmelten Toten gefunden wurde und ihre Suche hoffnungslos sei. Doch Magdalena gibt nicht auf, und ihre Beharrlichkeit führt sie von einem Hinweis zum nächsten. Bis sie auf Miguel trifft, der sich fast fünf Jahre lang illegal in den USA aufhielt und nun ausgewiesen wurde. Als Miguel merkt, dass in seinem Heimatdorf nichts mehr auf ihn wartet, beschließen die beiden verlorenen Seelen, einander zu unterstützen – und Jesús zu finden.
Der Originaltitel des von der ersten Minute an fesselnden mexikanischen Dramas »Sin señas particulares« (deutsch »Ohne besondere Erkennungszeichen«) verweist auf den amtssprachlichen Begriff für jene Leichen, die in den Massengräbern in Nord-Mexiko aufgefunden werden – von Söldnergruppen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und nicht mehr zu identifizieren. Regiedebütantin Fernanda Valadez erzählt ihre dramatische Geschichte in ruhigen, langen Einstellungen. Nahaufnahmen der stark spielenden Akteure geben den Schicksalen, deren Tragik man nur erahnen kann, buchstäblich ein Gesicht. Auf visuelle Grausamkeiten wird weitestgehend verzichtet. Stattdessen kontrastiert Valadez das Geschehen mit fast unwirklich schönen Landschaftsaufnahmen einer Gegend, die gefährlicher kaum sein könnte. Das beim renommierten Sundance Film Festival ausgezeichnete Drama startet in Deutschland im Monat der US-Präsidentschaftswahl. Eine Richtungsentscheidung, auch für die »Todeszone« Nord-Mexiko.
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